Berlin. Air Berlin hegt Zweifel an seiner eigenen Gewinnprognose. Nach tiefroten Zahlen im zweiten Quartal will Deutschlands zweitgrößte Fluglinie radikal gegensteuern und weniger Flugverbindungen anbieten. Möglicherweise reiche das aber nicht, um wie anvisiert 2011 einen operativen Gewinn einzufliegen, teilte das Unternehmen mit. Die im SDAX gelisteten Aktien der Airline gingen am Freitag in den Sturzflug über und verloren fast sechs Prozent auf 2,52 Euro.

Air Berlin machte den hohen Ölpreis, die neue Luftverkehrssteuer und die Unruhen in Nordafrika für die Turbulenzen verantwortlich. Das Unternehmen ist einer der größten deutschen Ferienflieger und damit traditionell stark in den Touristenregionen in Ägypten und Tunesien vertreten, die nach den politischen Umwälzungen von vielen Urlaubern gemieden werden. Der operative Verlust weitete sich deshalb in den drei Monaten bis Juni auf 32,2 (im Vorjahreszeitraum minus 28,2) Millionen Euro aus. Andere Airlines wurden besser mit den Belastungen fertig. So schaffte es der deutsche Primus Lufthansa im gleichen Zeitraum, seinen Gewinn um gut ein Fünftel auf 450 Millionen Euro zu steigern.

Air Berlin wuchs in den vergangenen Jahren rapide. Unter Leitung von Konzernchef und -gründer Joachim Hunold wurden Konkurrenten wie DBA, LTU und Niki geschluckt und zahlreiche neue Verbindungen in den Flugplan geholt. Das drückte auf die Profite: In den vergangenen drei Jahren wurde unter dem Strich kein einziges Mal ein Überschuss eingefahren. Um das zu ändern, stellte die Airline ihre Strategie um und wollte nicht nur Urlaubs- und Billigflieger sein, sondern auch lukrative Geschäftskunden in ihre Maschinen locken.

Große Hoffnungen ruhen nun auf dem Beitritt zur Luftfahrt-Allianz Oneworld im nächsten Jahr. Damit könne Air Berlin sein größtes Problem - die niedrige Auslastung - endlich in den Griff kriegen, erläuterte LBBW-Analyst Per-Ola Hellgren. Nach und nach schloss die Gesellschaft in den vergangenen Monaten bereits Abkommen mit Oneworld-Mitgliedern wie American Airlines und British Airways ab, um Flüge unter einer gemeinsamen Nummer (Codeshare) anzubieten. Innerhalb der Allianzen gibt es eine enge Zusammenarbeit bei Anschlussflügen, Vielfliegerprogrammen, der Nutzung von Lounges an Flughäfen und der Harmonisierung der Flugpläne.