Verbandschef vermisst bei der Regierung die Bereitschaft zum Gespräch

Hamburg. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat von der Bundesregierung eine Initiative im Kampf gegen Piraten verlangt. "Es muss ein Konzept für einen effektiven Schutz her", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Ralf Nagel, im Interview mit dem Abendblatt. Zudem zeigte sich Nagel irritiert darüber, dass die Regierung in diesem Punkt nicht den Dialog mit den Reedern suche: "Bisher verzichten das Verteidigungs- und das Innenministerium weitgehend auf unsere Mitarbeit. Verständlich ist das nicht."

Nach Nagels Angaben setzt bereits jeder dritte Reeder private Sicherheitskräfte zum Schutz vor Piraten ein. Allerdings handelten die Schifffahrtsbetriebe hier in einer "rechtlichen Grauzone". Man könne nie sicher sein, wie verlässlich die privaten Sicherheitskräfte am Ende tatsächlich seien. "Was ist, wenn einer durchdreht und Piraten verletzt oder erschießt? Für alle Handlungen an Bord hat der Kapitän die letzte Verantwortung. Ihm muss geholfen werden", so Nagel. Deshalb fordert er - wie in anderen europäischen Ländern üblich - Zertifikate für Sicherheitsdienste, die Seriosität garantierten.

Ein Übergreifen der aktuellen Börsenprobleme auf die Schifffahrt sieht der Verbandschef derweil nicht. "Die internationale Seeschifffahrt hat eine gute Zukunft", sagte Nagel.