Gewerkschaft will mit Hamburger Senat über geplanten Verkauf von Blohm + Voss sprechen

Hamburg. Die Zukunft von Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss wird in den nächsten Tagen zwischen der IG Metall Küste, den Arbeitnehmervertretern von Blohm + Voss und dem Hamburger Senat diskutiert. "Es sind Gespräche geplant", sagte gestern der Sprecher der Gewerkschaft, Heiko Messerschmidt. Nach Informationen des Abendblatts verhandelt die Muttergesellschaft ThyssenKrupp mit einem englischen Finanzinvestor über den Verkauf des zivilen Bereichs des Unternehmens. Zu ihm gehören der Neubau, die Reparatur und die Maschinenbausparte mit gut 1400 Mitarbeitern. Eine Entscheidung könnte nach Auffassung der Gewerkschaft noch bis zum Ende des Geschäftsjahres von ThyssenKrupp zum 30. September fallen.

Im Zuge der Verkaufsverhandlungen habe der Senat nun "ein hohes Interesse daran, dass Blohm + Voss am Standort bestehen bleibt und sich zukunftsfähig entwickelt", sagte gestern Susanne Meinecke, die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Allerdings stehe eine städtische Beteiligung an der Werft weiter nicht zur Debatte, so Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde.

Für die IG Metall gilt für den Verkauf von Blohm + Voss erhöhte Aufmerksamkeit. "Im Rahmen der Umstrukturierung des ThyssenKrupp-Konzerns besteht für die Werften ausdrücklich kein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Dazu gilt auch die Vereinbarung mit dem Konzernbetriebsrat nicht, dass Entscheidungen des Konzerns mit den Beschäftigten abgestimmt werden müssen", sagte der IG-Metall-Schiffbauexperte Heino Bade dem Abendblatt. Zwar rechnet er derzeit nicht mit Kündigungen. Allerdings müsse vor einem Verkauf mit ThyssenKrupp über das Konzept des Investors diskutiert werden.

Bei der Belegschaft herrsche derzeit "Unsicherheit" über die Entwicklung, hieß es gestern aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter. Kritisch beurteilt werde dort jeder Käufer, der selbst im Marineschiffbau tätig sei. "Aufgrund der Überkapazitäten in diesem Bereich besteht dann die Gefahr von Einschnitten bei Blohm + Voss", hieß es dazu aus den Kreisen. Dagegen werde eine Übernahme durch einen Finanzinvestor nicht unbedingt negativ beurteilt. "Wenn durch die Investitionen das Unternehmen vorangebracht wird, kann dies eine Möglichkeit für die Zukunft sein", hieß es weiter.

Zu den Spekulationen über ein Interesse der Bremer Lürssen Werft, Teile von Blohm + Voss zu übernehmen, äußerte sich das Unternehmen gestern nicht. Lürssen baut mit Blohm + Voss Fregatten und Korvetten.