Autokäufer entscheiden sich im Schnitt für 134 PS starke Motoren. SUV-Fahrzeuge beliebt

Duisburg. Der Umweltdebatte und den hohen Spritkosten zum Trotz: Die Deutschen fahren immer stärker motorisierte Autos. Die durchschnittliche PS-Zahl von Neuwagen stieg in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 134,4 auf einen Rekordwert. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des CAR-Center Automotive Research an der Uni Essen-Duisburg. Treiber dieser Entwicklung ist zum einen der Trend zu Geländewagen, die meist hoch motorisiert daherkommen. Aber auch die Firmenwagen werden oft mit üppigen Motorvarianten geordert, sie kamen auf einen Durchschnitt von 152 PS. Der Privatkäufer "begnügt" sich der Studie zufolge im Schnitt mit 125 PS.

Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist der Trend zu steigenden PS-Zahlen nicht ohne Risiko für die deutschen Hersteller. Zwar müsse höhere Motorisierung nicht zwangsläufig mit höheren Umweltbelastungen einhergehen. Downsizing (Motoren mit kleinerem Hubraum) und vieles mehr trage dazu bei, die Normverbräuche zu reduzieren, sagte der Direktor des CAR-Instituts. "Allerdings ließen sich die Normverbräuche noch stärker reduzieren, wenn auf Zuwachs bei der Motorisierung verzichtet wird." Der Trend immer weiter steigender Motorleistungen berge die Gefahr, dass Energieverbrauch und Motorleistung als weniger sozial akzeptiert angesehen würden. Dies könnte insbesondere bei Firmenwagen ein Risiko darstellen. "Dieses Risiko ist unter den Autobauern nicht gleich verteilt, sondern hängt stärker aufseiten der deutschen Autobauer", sagte Dudenhöffer. Die deutschen Hersteller sollten diskutieren, ob die Zukunft der Automobilindustrie in immer weiter steigenden PS-Zahlen liegen sollte.

Der Studie zufolge ist die Leistung der Neuwagen in den vergangenen Jahren stetig angestiegen, lediglich im Jahr der Abwrackprämie 2009 gab es einen deutlichen Rückgang. Lag die durchschnittliche Motorleistung 1995 noch bei 95 PS, waren es im Jahr 2000 bereits 110 PS. Nach Dudenhöffers Einschätzung ist bei den aktuellen 134 PS nicht Schluss, da der Anteil der Geländewagen weiter zunimmt. Die durchschnittliche PS-Zahl von Tiguan, X5 und Co. habe in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 165 PS knapp 31 PS mehr als der Durchschnitt betragen. Mittlerweile seien 13 Prozent aller Neuwagen sogenannte SUV - Tendenz steigend.

In den USA will US-Präsident Barack Obama den Trend zu besonders umweltschädlichen Fahrzeugen bremsen und Autos sparsamer machen. Bis spätestens 2025 sollen die Hersteller den durchschnittlichen Benzinverbrauch ihrer Flotte auf maximal 4,3 Liter pro 100 Kilometer senken, erklärte Obama. Er nannte die neuen Vorschriften den wichtigsten Einzelschritt, den die USA jemals zur Reduzierung ihrer Abhängigkeit von ausländischem Öl unternommen hätten. Den derzeit gültigen Vorschriften zufolge müssen die Autohersteller ihren Flottenverbrauch bis 2016 auf durchschnittlich 6,6 Liter pro 100 Kilometer senken.