Thomas Cotterell baut eine neue Schmelzanlage, sucht Flächen im Hafen und stockt die Belegschaft auf. Er will künftig mehr Dienstleister sein.

Hamburg. Ein feinherbes Aroma durchzieht die Fabrikhalle. So duftet Kakaomasse, die hier in Hunderten von Kartons gelagert wird. Zwei Arbeiter öffnen die Verpackungen und lassen die braunen Blöcke über ein Förderband hinauf auf eine Arbeitsbühne fahren. Von dort fallen sie durch Schächte in ein Mahlwerk, das die 25 Kilogramm schweren Würfel zerteilt.

Die einzelnen Stücke werden bei 65 Grad Celsius im Bauch der Anlage geschmolzen. Wie viel der Masse in die beiden für je 1,5 Tonnen ausgelegten, mit Edelstahl ummantelten Tanks fließt, lässt sich dann leicht auf der digitalen Anzeige der Anlage ablesen.

Das Schmelzen der Kakaoblöcke ist für Thomas D. Cotterell, 37, den Chef des Hamburger Traditionsbetriebs H.D. Cotterell, die Zukunft seines Kakaogeschäfts. Die Schmelzanlage für eine Million Euro hat er im April 2010 in Betrieb genommen. Und für 2012 plant er bereits eine zweite Anlage, mit der die aus dem Fett der Bohne gewonnene, hochwertige Kakaobutter verarbeitet werden soll. Einen Platz dafür hat Cotterell schon ausgesucht. Am Hauptstandort der Gruppe am Ellerholzdamm soll für die Anlage ein älteres Gebäude abgerissen werden.

Gut vier Millionen Euro will der Firmenchef investieren. Bei einem Umsatz von insgesamt rund zehn Millionen Euro im Jahr sei das "ein Wagnis", sagt Cotterell. Aber er will es eingehen. "Wir sind zwar ein Hafenbetrieb, wollen uns aber immer mehr zu einem Dienstleister für die Süßwarenindustrie entwickeln", so der Volkswirt, der in Hamburg studiert hat und 2002 in fünfter Generation in das 1890 gegründete Unternehmen eingestiegen ist. Damals lag der Umsatz noch bei drei Millionen Euro und die Belegschaft zählte 25 Mitarbeiter. Inzwischen beschäftigt Cotterell 60 fest angestellte Mitarbeiter. Dazu kommen 40 Aushilfen, die er von Zeitarbeitsfirmen übernimmt.

Mit seiner neuen Strategie weitet Cotterell die Aufgaben der traditionellen Quartiersleute - lagern, begutachten, reinigen und sortieren von Waren für den Handel - aus. Der Grund dafür ist, dass die Erzeugerländer immer häufiger versuchen, die geernteten Bohnen nicht nur als Rohstoff zu verkaufen, sondern sie im Land weiterzuverarbeiten. "Daher werden in Afrika und Lateinamerika immer mehr Kakaoblöcke produziert und von der deutschen Industrie eingekauft", sagt der Firmenchef. "Mit dem Schmelzen des Kakaos für unsere Kunden, die die Masse dann weiterverarbeiten, haben wir uns ein neues Geschäftsfeld erschlossen."

Aber nicht nur bei den Kakaoblöcken ist Cotterell Hamburger Marktführer im Geschäft mit dem süßen Rohstoff. Dies gilt auch für die Lagerei der Bohnen in 65 Kilogramm schweren Säcken sowie als loses Schüttgut, wenn der Kakao den Hafen zuvor in Containern erreicht hat. Und da Hamburg weit vor Bremen der größte deutsche Kakaohafen ist, ist Cotterell damit in seinem Bereich auch bundesweit der Branchenprimus.

Das Geschäft entwickelt sich positiv. "Seit fünf bis sechs Jahren hat die verarbeitende Industrie ihre Kapazitäten in Norddeutschland ausgeweitet", sagt Rodger Wegner, der Geschäftsführer des Hamburger Vereins der am Rohkakaohandel beteiligten Firmen.

Die Folge: Allein der Import von Kakao über den Hafen ist seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts von 120 000 Tonnen auf den Rekordwert von mehr als 230 000 Tonnen im Jahr 2009 gestiegen. Zwar gab es 2010 einen Rückgang auf 210 000 Tonnen. Allerdings war dies immer noch das zweithöchste jemals erzielte Ergebnis. Nach den guten Zahlen für die ersten Monate 2011 rechnet Wegner nun damit, dass die Rekordzahlen von 2009 in diesem Jahr erneut erreicht werden.

Auf diesen Aufschwung hat Cotterell auch seine Personalplanungen ausgerichtet. "Wir suchen allein drei Speditions- oder in ähnlichen Berufen ausgebildete Kaufleute und drei weitere Vorarbeiter, um unser Wachstum bewältigen zu können", sagt der Wirtschaftswissenschaftler, der 2004 die Leitung des Unternehmens von seiner Mutter Margreth übernommen hat. Klar ist: Im kommenden Jahr wird er seine Lagerflächen über einen neuen Standort in Altenwerder um 10 000 Quadratmeter auf 80 000 Quadratmeter ausweiten. Doch schon für 2013 geht Cotterell davon aus, dass seine bei der Buss-Gruppe am Kuhwerder-Terminal angemieteten Flächen den Planungen für den neuen Terminal auf Steinwerder weichen müssen. "Dafür brauchen wir Ersatz." Mit der Suche hat er bereits begonnen.