Wer nicht aufpasst, ist schnell mehrere Hundert Euro los. Vor allem Surfen bei Reisen außerhalb der EU kann teuer werden. Wie man sich schützt.

Hamburg. Urlaubszeit, Fotozeit. Uwe K. wollte seinen Aufstieg auf das Faulhorn in den Berner Alpen mit seinen Freunden in Deutschland teilen. So verschickte er über sein Smartphone eine E-Mail mit drei Fotos. Die böse Überraschung: 26 Euro Kosten wurden ihm dafür berechnet. Ob Fotoversand, E-Mail-Abruf oder Surfen im Netz - das kann im Urlaub teuer werden.

"Das Problem ist noch nicht gelöst. Vor allem nach der Ferienzeit rechnen wir mit vielen Beschwerden", sagt Andrea Sack vom Europäischen Verbraucherzentrum in Kiel. Ihr größter Fall war bisher ein Fernfahrer aus Schleswig-Holstein, der nach einem Frankreich-Aufenthalt rund 50 000 Euro an seinen Telefondienstleister zahlen sollte. "Er hatte sich Filme im Internet angesehen", so Sack. Nach Intervention des Europäischen Verbraucherzentrums reduzierte der Telefonanbieter die Forderung aus Kulanz auf 1000 Euro und der Fall diente als Steilvorlage für die Europäische Kommission, die zumindest innerhalb der EU solchen Kostenfallen vorbeugte.

"Alle Firmen müssen in der EU den Datenstrom stoppen, sobald dafür 59,50 Euro im Monat aufgelaufen sind", sagt Sack. Dann kann der Kunde nur noch telefonieren oder Textnachrichten versenden, es sei denn, er erweitert sein Limit ausdrücklich. Doch dem Bergfreund in den Schweizer Alpen half das nicht, denn er befand sich außerhalb der EU. So müssen auch diejenigen, die in der Türkei, den USA oder Thailand unterwegs sind, ohne Kostenwarnung auskommen.

Nach einer Übersicht der Stiftung Warentest kosten abgehende Gespräche aus der Türkei bei vielen Anbietern 1,49 Euro pro Minute. Noch teurer wird es, wenn Daten aus der Türkei versendet oder empfangen werden. Die Kosten können dann bis zu 25,80 Euro pro Megabyte (MB) betragen. In dieser Einheit werden die Datenmengen gemessen. Besonders hohe Kosten müssen Kunden fürchten, die Prepaidtarife verwenden. Nach 30 Minuten surfen sind fünf MB verbraucht, ein zehnminütiges YouTube-Video verschlingt schnell die doppelte Datenmenge und kann so knapp 260 Euro kosten.

Innerhalb der 27 EU-Staaten gelten Höchstpreise für das Telefonieren oder den Versand einer SMS. So kostet ein abgehender Anruf pro Minute maximal 41,65 Cent. Für eingehende Gespräche müssen höchstens 13,09 Cent bezahlt werden. Ebenso viel kostet der Versand einer SMS. "Doch für den Versand einer Fotonachricht (MMS) oder die Datenverbindungen gibt es noch keine Preisvorgabe der EU", sagt Sack.

Trotz der Preisobergrenzen für Handygespräche in der EU können die Mobilfunkbetreiber auch alternative Preismodelle anbieten. Wer im Ausland viel telefonieren will, kann mit speziellen Auslandsoptionen - wie zum Beispiel "Smart Traveller" von der Telekom oder dem "Reiseversprechen" von Vodafone günstiger fahren. "Wer zum Beispiel nur wenig in zwei oder drei Wochen Urlaub telefoniert, kann den standardisierten EU-Tarif nutzen, den das Handy automatisch übernimmt", sagt Wolfgang Hestermann von der Stiftung Warentest. Mehr Gedanken müssen sich Verbraucher machen, die im Urlaub mit ihrem Smartphone das Internet nutzen wollen. Im Schnitt zahlen Nutzer laut EU-Angaben derzeit 2,50 Euro für jedes MB an Daten im Ausland.

Dabei gibt es bei den vier Netzbetreibern Preisunterschiede von bis zu 85 Prozent, ermittelte das Vergleichsportal Check24. Während Telekom und Vodafone 3,40 Euro pro MB verlangen, sind es bei BASE nur 0,49 Euro. Das gilt sowohl für Vertrags- als auch für Prepaidtarife. Als kostengünstige Alternative bieten sich günstige Tagespässe für die Nutzung des mobilen Internets im Ausland an. So gibt es bei Vodafone 25 MB für zwei Euro. "Verbraucher mit günstigen Tagespässen surfen in der EU für zwei Euro fast drei Stunden mobil im Internet", sagt Daniel Friedheim vom Vergleichsportal Check24. "Mit einem Standardtarif müssen Nutzer für dieselbe Zeit 85 Euro bezahlen."

Angesichts solcher Preise wird die Europäische Union Höchstpreise auch für Datenverbindungen in der EU festlegen. Allerdings greifen die erst zur nächsten Feriensaison. Bisher ist nur der Preis reguliert, den sich die Mobilfunkanbieter für die grenzüberschreitenden Datendienste (Roaming) gegenseitig in Rechnung stellen dürfen. Das sind seit 1. Juli dieses Jahres 50 Cent pro MB. Gemessen am Durchschnittspreis für die Kunden von 2,50 pro MB zeigt das, welche Preisspielräume die Netzbetreiber noch haben. Nach den Vorstellungen der Kommission sollen die EU-Bürger für Daten-Roaming vom Sommer 2012 an maximal 90 Cent pro MB bezahlen müssen. Bis Mitte 2014 soll der Preis dann auf 50 Cent pro MB plus Mehrwertsteuer fallen. Das Ziel ist ein einheitlicher digitaler Markt, in dem sich die Kosten im europäischen Ausland kaum von denen im Heimatland der Bürger unterscheiden. Doch bis es so weit ist, wird noch so manche Kostenfalle für Urlauber zuschnappen.