Investor Hemjö Klein hat ehrgeizige Pläne, will sich die große Bekanntheit zu Nutzen machen. Kritiker bemängeln ein fehlendes einheitliches Konzept.

Hamburg. Die Marke hat einen großen Gründer: Auf ausdrücklichen Wunsch Kaiser Wilhelms II. gründen Siemens, Braun und AEG am 27. Mai 1903 in Berlin eine Gesellschaft für drahtlose Telegrafie. Als Warenzeichen wird die Telegrammadresse der Braun-Siemens-Gesellschaft gewählt: Telefunken. Bekannt für ihre volksnahe Redeweise, machten die Berliner ihre neue vom Kaiser gegründete Firma gleich zum Gespött: "Und als man von oben deutlich gewunken, schuf man die Gesellschaft Telefunken."

Noch heute ist die traditionsreiche Marke den meisten Deutschen ein Begriff: Mehr als 70 Prozent kennen Telefunken. Den damit verbundenen Vertrauensvorschuss wollen sich die neuen Eigner der Marke jetzt zunutze machen. Der ehemalige Vorstand der Deutschen Bahn, der Lufthansa und der Stella Musicals, Hemjö Klein, und Sergio Klaus-Peter Voigt, einstiger Manager bei Media Saturn, haben die Markenrechte erworben und bringen ein breites Sortiment von Telefunken-Produkten auf den Markt: Das Angebot reicht von Fernsehern, Hi-Fi-Anlagen oder Kühlschränken bis zu Batterien.

Zugleich weitet die Telefunken Holding dabei ihr Vertriebsnetz aus und hat bereits 50 Partner in mehr als 100 Ländern gewonnen, sagte Voigt gestern bei der Präsentation des Unternehmens in Hamburg. Die Produkte werden von verschiedenen Herstellern vor allem in Europa und Fernost gefertigt und tragen ein rotes Telefunken-Logo. "Unser Ziel ist es, die große deutsche, globale Marke Telefunken zu revitalisieren und eine nachhaltige Präsenz auf den internationalen Märkten sicherzustellen", sagte Voigt.

Brancheninsider bemängeln allerdings, dass der Strategie kein einheitliches Konzept zugrunde liege. Bisher zeichneten sich die Produkte mit dem Namen der einstigen deutschen Industrie-Ikone weder durch ein ähnliches Design noch durch eine klare Preispolitik aus. Die Fernseher mit der Marke Telefunken lägen im Preis rund 25 Prozent unter vergleichbarer Markenware. Bei Hi-Fi-Anlagen kommt jetzt hingegen eine Linie unter dem Titel "Rückkehr der Legenden" auf den Markt, bei dem Verstärker, CD-Spieler und Tuner je 500 Euro kosten und damit eher hochpreisig positioniert sind. Renommierte Testredaktionen wie die Stiftung Warentest halten sich bisher mit Urteilen über die Telefunken-Produkte zurück, weil sie ähnlich wie Aktionsware häufig nur in kurzen Zeiträumen bei Händlern wie Saturn, Real oder Elektrofachgeschäften erhältlich sind.

Der Sitz der Telefunken Holding ist Frankfurt, wo 15 Mitarbeiter weitere Partner als Lizenznehmer werben und für Qualitätskontrolle sorgen sollen. Gestern gab Voigt auch einen Wechsel in der Führung des Unternehmens bekannt, das bereits gut drei Jahre in der Aufbauphase war. Demnach wechselt Klein, der mit seiner Beteiligungsgesellschaft Life Holding die Rechte an der Marke bereits 2007 vom Daimler-Konzern gekauft hatte, an die Spitze des Aufsichtsrats. Voigt übernimmt seine Position als Vorstandschef und holt den Hamburger Achim Schaller von der SM Electronic GmbH aus Stellingen als Vorstand für das operative Geschäft in das Unternehmen. Die neue Unternehmensspitze soll das Geschäftsmodell nun unter Hemjö Kleins Leitwort fortführen: "Zukunft braucht Herkunft."