In Europa bekommen Urlauber Probleme mit V-Pay-System. Außerhalb Europas wird sogar Geldabheben am Automaten unmöglich.

Hamburg. Rund zehn Millionen neue EC-Karten mit dem Aufdruck V Pay sind bundesweit schon in Umlauf. Rund sechs Millionen davon hat allein die Postbank, Deutschlands größte Privatkundenbank, ausgegeben. Die Karten sind mit einem besonderen Chip versehen, der Betrügern das Leben erschweren soll. Doch auch die Karteninhaber bekommen nach Abendblatt-Informationen erhebliche Probleme mit dem beliebten Plastikgeld. "Wir haben zahlreiche Beschwerden von Verbrauchern vorliegen, die mit ihrer neuen V-Pay-Karte im Ausland nicht bezahlen konnten. Vor allem bei Tankstellen in den Niederlanden treten offensichtlich große Schwierigkeiten auf", sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Nach Informationen des Abendblatts kann auch beim Discounter Hofer in Österreich mit der neuen EC-Karte nicht bezahlt werden. Und Verbraucherschützer Feck ist sich sicher: "Mit Beginn der Feriensaison wird die Zahl der Beschwerden noch zunehmen."

Auf Nachfrage des Abendblatts bestätigte die Kreditkartenorganisation Visa, die das V-Pay-System eingeführt hat, dass viele Händler im europäischen Ausland die neue Technik noch nicht akzeptieren. Der Grund: Die Terminals an den Kassen kommen mit dem modernen Chip nicht klar. Gerade im bevorstehenden Sommerurlaub könnte es deshalb für viele Urlauber ein böses Erwachen an der Tankstelle oder im Supermarkt geben. "Wir arbeiten daran, das Akzeptanzniveau zu steigern", so eine Sprecherin von Visa.

Konkrete Angaben zu den einzelnen Ländern gibt es für die Kunden nicht. Auf der Seite www.vpay.de im Internet können sie sich zwar informieren, wie es allgemein um die Akzeptanz an Bankautomaten und im Einzelhandel bestellt ist. Allerdings finden sich dort keine prozentuale Angaben. Verbraucherschützer gehen davon aus, dass bei Einzelhändlern in Österreich, Norwegen und Dänemark mehr Probleme auftreten als zum Beispiel in Portugal, Spanien oder der Türkei. Reist man in weiter entfernte Länder, ist man mit der neuen EC-Karte komplett verloren. "Außerhalb Europas können die neuen Bankkarten mit V Pay gar nicht mehr am Geldautomaten eingesetzt werden", sagt Verbraucherschützer Feck. Damit könnte die beliebte EC-Karte außerhalb Europas schon bald vollständig als Zahlungsmittel ausfallen. Denn immer mehr Kreditinstitute stellen ihre EC-Karten auf das V-Pay-System um.

Insgesamt planen die deutschen Banken, mehr als 63 Millionen der neuen Karten auszugeben, das wären zwei Drittel aller EC-Karten. Rund die Hälfte der 63 Millionen ist bereits bei Visa als Bestellungen eingegangen. Begründet wird der Systemwechsel mit einer höheren Sicherheit für Kunden und Banken. Die Karten werden technisch so ausgerüstet, dass die Daten nicht mehr kopiert werden können. Denn in Deutschland kommt es immer häufiger vor, dass Kriminelle an manipulierten Geldautomaten die Daten von EC-Karten abgreifen und dann im Ausland illegal Geld abheben. "Mit der neuen Chiptechnik wird der Einsatz von solchen Kartendubletten an Geldautomaten verhindert", sagt Rolf Palm von der Postbank. Das Institut hat bereits fast alle seiner 6,4 Millionen Karten ausgetauscht. Sie können nur noch in knapp 50 Ländern eingesetzt werden, darunter die 27 EU-Staaten sowie Urlaubsziele wie die Türkei, Norwegen, und die Schweiz. Die neue Karte taugt noch für 343 000 Geldautomaten, das Vorgängermodell wurde dagegen von rund einer Million Ausgabestellen akzeptiert.

Trotz Startschwierigkeiten setzen auch die Volksbanken und einige Sparkassen auf die neue Technik. "Wir empfehlen die Karten, um Betrugsfälle einzudämmen", sagt Steffen Streudel vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken. Die Hamburger Volksbank will ihre insgesamt rund 70 000 Karten ab Oktober 2011 austauschen. Die Hamburger Sparkasse hat noch keine Entscheidung getroffen.

Doch auch mit einer herkömmlichen EC-Karte kann es außerhalb Europas Probleme am Geldautomaten geben. So hat die Deutsche Bank den Verfügungsrahmen ihrer Kunden bei Fernreisen auf null gesetzt. Wer die Karte in anderen Regionen dennoch einsetzen wolle, müsse sein Limit zunächst erhöhen lassen, sagt eine Banksprecherin. Auch die Sparda-Bank Hamburg hat für ihre EC-Karten außerhalb Europas nur ein eingeschränktes Limit von 100 Euro pro Tag. Kunden können auch hier eine höhere Summe beantragen.

"Verbraucher sollten sich vor der Abreise bei ihrer Bank informieren, ob es Einschränkungen für die Nutzung der EC-Karte gibt", sagt Feck. Er rät bei einem Urlaub immer eine zweite Geldquelle wie eine Kreditkarte oder Reiseschecks dabeizuhaben.