Was sich der neue Chef Paul Lerbinger für die Landesbank vorgenommen hat

Hamburg. Die EU-Wettbewerbskommission wird offenbar nicht mehr verlangen, dass die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Mehrheit an der mit staatlichen Hilfen vor der Pleite geretteten HSH Nordbank abgeben müssen. "Ich möchte nicht bestreiten, dass es in diese Richtung geht", sagte Paul Lerbinger, seit April Chef der Landesbank, im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.

Bisher gebe es bei der EU jedoch keine Entscheidungen über die erwarteten Auflagen. Aus Eigentümerkreisen verlautete jedoch in den vergangenen Tagen, die Brüsseler Kommission werde die Aufgabe des Flugzeugfinanzierungsgeschäfts der HSH fordern (das Abendblatt berichtete). "Kann sein, kann auch nicht sein", sagte Lerbinger dazu. Der Vorstand bereite sich auf verschiedene Möglichkeiten vor. Nur so viel deutete der Bankchef an: "Ich bin eher bereit, einen Bereich komplett aufzugeben, als eine gleichmäßige Kürzung des gesamten Geschäfts hinzunehmen." Sollte die EU tatsächlich eine Beendigung der Flugzeugfinanzierung verlangen, bedeute das nicht automatisch den Verkauf dieses Bereichs mit einem Kreditvolumen von etwa sechs Milliarden Euro. Die Alternative sei, das Neugeschäft einzustellen und die Aktivitäten in die interne Abbaubank zu verlagern.

Eine seiner wichtigsten Aufgaben besteht nach den Worten von Lerbinger darin, die Bank wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu bringen. "Wir werden das Genre wechseln", sagte er mit Blick auf diverse Skandale in den zurückliegenden Jahren: "Dramen und Tragödien sollen im Thalia-Theater gespielt werden, nicht bei uns."

Doch auch in anderer Hinsicht gelte es, ein neues Selbstverständnis zu schaffen: "Bisher war der Geschäftssinn zu wenig ausgeprägt." Die Kundenbeziehungen müssten ertragreicher werden. Hierzu führte Lerbinger ein Beispiel aus der Automobilbranche an: "Vor rund 25 Jahren war ein BMW bei gleicher Ausstattung deutlich günstiger als ein Mercedes, heute ist das nicht mehr so. Diesen Weg müssen wir auch gehen." In den vergangenen Jahren seien die Konditionen häufig kundenfreundlicher gewesen als bei privaten Wettbewerbern, weil die HSH sich dank der staatlichen Absicherung günstiger refinanzieren konnte.

Künftig werde man auch lernen müssen, Nein zu sagen, denn Fehler bei der Auswahl von Kunden und der Festlegung von Kreditobergrenzen hätten zu den Problemen beigetragen.