Der wirtschaftlich angeschlagene Stromanbieter TelDaFax meldet beim Amtsgericht Insolvenz an. Auch 15000 Kunden in Hamburg sind betroffen.

Bonn/Hamburg. Noch vor drei Wochen sah sich der Strom- und Gasanbieter Teldafax auf neuem Kurs. Auf der Basis eines Sanierungsgutachtens sollte schnell zum normalen Geschäftsalltag zurückgekehrt werden. Doch die "problematische Erblast", von der das Unternehmen sprach, war offenbar nicht mehr zu bewältigen. Das angeschlagene Unternehmen stellte gestern Insolvenzantrag. Verbrauchern, die vom Angebot des Unternehmens Gebrauch machten, Strom gegen Vorkasse zum Sonderpreis zu beziehen, droht damit nach Einschätzung von Experten der Verlust ihrer Vorauszahlungen. "Die Wahrscheinlichkeit, noch Geld zurückzubekommen, ist sehr gering", sagt Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale Hamburg dem Abendblatt. "Wir haben immer vor Tarifen mit Vorauskasse oder Kaution gewarnt."

In Hamburg hat das Unternehmen 15 000 Stromkunden. Sie werden allerdings bereits seit Mitte Mai von Vattenfall mit Strom beliefert. "Teldafax kann den Zahlungsverpflichtungen für die Durchleitung des Stroms durch unser Netz nicht mehr nachkommen", sagte ein Vattenfall-Sprecher. Auch andere Netzbetreiber hatten Teldafax den Zugang wegen offener Rechnungen verweigert. So hatte Teldafax mindestens 100 000 Kunden verloren. "Aus diesen Tarifen des Grundversorgers können Kunden mit einmonatiger Kündigungsfrist in einen anderen, günstigeren Tarif oder zu einem anderen Anbieter wechseln", sagt Hörmann.

Der vom Amtsgericht Bonn berufene vorläufige Insolvenzverwalter Biner Bähr sprach angesichts dieser Ausgangslage von einer schwierigen Aufgabe: "Teldafax hat im Markt in den letzten Monaten viel Vertrauen verloren. Das macht Lösungen nicht einfacher." Bähr war bundesweit als Insolvenzverwalter des Warenhauskonzerns Hertie bekannt geworden.

Erst vor einer Woche hatte das Troisdorfer Unternehmen außerdem seinen Sponsoringvertrag mit dem Fußball-Bundesligaklub Bayer Leverkusen gelöst. An der Krise hatte auch ein Eigentümerwechsel in diesem Jahr nichts ändern können. Erst im März hatte der Finanzinvestor Prime Mark Financial Group mit Sitz in Zypern das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausgestattet. Um möglichst viele Neukunden zu gewinnen, hatte Teldafax Strom teilweise unter dem Einkaufspreis verkauft.

Teldafax wurde 2003 als Dienstleister für Telekommunikation und Energie gegründet. Die Firma war Deutschlands größter unabhängiger Energieanbieter und belieferte in ihren besten Zeiten 700 000 Strom- und Gaskunden. Von der Insolvenz sind mehr als 600 Mitarbeiter betroffen.

Teldafax vertreibt konzernunabhängig Strom und Gas und macht damit klassischen Anbietern wie E.ON und RWE Konkurrenz. Dem Unternehmen hatten früheren Angaben zufolge zu geringe Margen zwischen dem Ein- und Verkauf von Strom und Gas zu schaffen gemacht. Teldafax verfügt über keine eigenen Kraftwerke. Die Firma unterbot lange Zeit dennoch die Preise zahlreicher Versorger. Verbraucherschützer hatten das dabei häufig genutzte Modell der Vorkasse kritisiert.

Kunden, die solche Verträge mit Teldafax abgeschlossen haben, müssen nun um die Gelder bangen. Wer etwa 1000 oder 1200 Euro für 2011 bereits gezahlt habe, könne sich nicht sicher sein, ob für die Restsumme im Insolvenzverfahren genügend Masse vorhanden ist, sagt Verbraucherschützer Kasper. Sollte Teldafax Lieferungen an Kunden einstellen oder der örtliche Netzbetreiber Teldafax kündigen, sollten die Verbraucher ihre Restansprüche beim Insolvenzverwalter schriftlich geltend machen. Ohne Strom und Gas wird jedoch keiner dasitzen, weil notfalls der örtliche Versorger für Teldafax einspringt.

Verbrauchportale wie Verivox.de vermitteln keine Verträge mehr mit der Firma. „Wir haben Teldafax gestern komplett rausgenommen“, sagte eine Verivox-Sprecherin. Nachdem das Unternehmen in den vergangenen Monaten in die Schlagzeilen geraten war, habe es aber auch kaum noch Abschlüsse gegeben. Auch die Bedeutung von Tarifen mit Vorauskasse habe nach den Warnungen von Verbraucherschützern abgenommen. 2006 habe ihr Anteil an den Neuabschlüssen 25 Prozent betragen, im bisherigen Jahresverlauf liege dieser nur noch bei elf Prozent. Verivox lehnt Vorkassemodelle nicht grundsätzlich ab. „Wir raten nicht generell von Verträgen mit Vorauskasse ab, da es über 20 Stadtwerke gibt, die das anbieten.“ Sollten Kunden verunsichert sein, könnten diese sich in den Bewertungen über die Zuverlässigkeit der Anbieter informieren.

(Abendblatt.de/Mit Materialien von Reuters)