Airbus stellt in London Flugzeugvisionen aus Hamburg vor. Das Erlebnis des Jahres 2050 - Wellness für klassenlose Gesellschaft.

Hamburg. Nach endlosen Stunden in einer engen Röhre mit trockener Luft müde und zerschlagen aus dem Flugzeug steigen, ohne von der Außenwelt etwas gesehen zu haben - das soll es künftig nicht mehr geben, wenn es nach den Vorstellungen von Airbus geht. "Die Passagiere sollen vitaler und gesünder am Ziel ankommen, als sie losgeflogen sind", sagte Ingo Wuggetzer, Leiter des Bereichs Kabineninnovation, dem Abendblatt.

Im berühmten Planetarium im Londoner Stadtteil Greenwich stellte Airbus gestern vor Branchenvertretern und Fachjournalisten seine Vision vom Flugerlebnis des Jahres 2050 vor. Das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Gäste spielt dabei eine große Rolle, schon weil der Anteil der älteren Menschen deutlich zunimmt: "Es wird Sitze geben, die sich den Körperformen anpassen, und eine Zone im Flugzeug, in der sich die Passagiere mit Aroma-, Licht- und Klangtherapie sowie individuell abgestimmter Vitaminbehandlung und Akupressurzonen im Sitz vitalisieren lassen können", so Wuggetzer.

Eine neue Bauweise der Jets ermögliche zudem das "ultimative Raumgefühl": Nach dem Vorbild der luftigen Struktur der Vogelknochen besteht der Rumpf aus einem Gitternetz, das für die Stabilität sorgt, und dazwischen einer Membran, die auf Wunsch durchsichtig sein kann und damit einen atemberaubenden Panoramablick erlaubt.

Im großzügigen Eingangsbereich können die Fluggäste kommender Jahrzehnte nach dem Start mittels Rundumprojektion und Holografie Golf spielen. "Wir nutzen dazu die Technik der virtuellen Realität, aber eine unkomfortable Brille ist dann nicht mehr nötig", erklärte Wuggetzer. Die gleiche Fläche im Jet ließe sich als Shoppingraum nutzen, in dem man Kleidung virtuell anprobieren kann.

Elektronische Kommunikation auch während des Fluges ist zu dieser Zeit längst eine Selbstverständlichkeit: "Wir sprechen von einer Generation, die von Anfang an mit dem Handy aufgewachsen ist." So könne man von Bord aus zum Beispiel den Kindern zu Hause per Videotelefonie eine Gutenachtgeschichte vorlesen, ohne dafür eigene Geräte zu benötigen. Dabei stünden solche Angebote grundsätzlich allen Passagieren offen: "Die Klassengesellschaft im Flieger wird künftig abgeschafft", ist sich der Experte sicher. Man werde den Flugpreis je nach den tatsächlich genutzten Optionen abrechnen.

"All dies erscheint noch weit entfernt, aber es ist nicht unrealistisch", so Wuggetzer. Entwickelt wird die Kabine der Zukunft vor allem in Hamburg. Hier arbeiten rund 60 Airbus-Beschäftigte im Team des Managers.

Dabei steht die Luftfahrtbranche nach Einschätzung von Firmenchef Thomas Enders trotz steigender Ölpreise vor einer rosigen Zukunft. "Die Luftfahrt befindet sich weiter auf einem langfristigen Wachstumspfad wie kaum eine andere Branche", sagte Enders der "Welt am Sonntag".

Mit spritsparenden Flugzeugmodellen profitiere Airbus indirekt sogar von dem hohen Treibstoffpreis: "Gerade unsere A320neo verkauft sich hervorragend, weil sie gegenüber den neuesten Modellen 15 Prozent weniger Kerosin verbraucht und gegenüber älteren Fliegern sogar 30 Prozent einspart."

Enders sprach sich gegen einen Einstieg des Bundes beim Airbus-Mutterkonzern EADS aus: "Für eine erfolgreiche Internationalisierung brauchen wir nicht mehr, sondern weniger Staatsbeteiligung an EADS." Berichten zufolge will Daimler dort aussteigen.