Emissionshäuser bringen nach Ende der Krise aktuelle Fonds an den Markt. Der Aufschwung des Welthandels verspricht gute Perspektiven.

Hamburg. Deutsche Schiffsfinanzierer wollen an eine alte Erfolgsgeschichte anknüpfen und wagen sich wieder mit Fonds für Containerfrachter an den Markt. Am kommenden Montag startet das Hamburger Emissionshaus Nordcapital den Vertrieb seines 100. geschlossenen Schiffsfonds.

Das Kapital ist für den Containergroßfrachter "E.R. Benedetta" vorgesehen, der Ende November von der südkoreanischen Hyundai-Werft geliefert wird. E.R. Schifffahrt, ein Schwesterunternehmen von Nordcapital, soll das Schiff mit rund 13 000 Containereinheiten (TEU) Kapazität für 15 Jahre im Auftrag der Schweizer Linienreederei MSC betreiben. "Es ist ein guter Zeitpunkt, einen solchen Fonds zu platzieren", sagte Nordcapital-Sprecher Tino Drenger dem Abendblatt. "Die Containerschifffahrt wächst wieder deutlich."

Das ebenfalls in Hamburg sitzende Emissionshaus HCI brachte kürzlich einen neuen Fonds für den Containerfrachter "HCI JPO Leo" an den Markt. Es ist ein kleinerer Frachter mit rund 3100 TEU Kapazität. "Die Krise ist durchlaufen", sagte Andreas Arndt, Generalbevollmächtigter von HCI.

Parallel zum boomenden Welthandel war im zurückliegenden Jahrzehnt die Flotte der Containerschiffe rasant gewachsen. Gerade Hamburg hatte sich während dieser Zeit zum international wichtigsten Zentrum für Schiffsfinanzierungen entwickelt. Besonders beliebt waren bei Anlegern Fonds für Containerschiffe. Das trug dazu bei, dass deutsche Reeder mehr als zwei Fünftel der weltweit insgesamt rund 4900 Containerfrachter betreiben. Grundlage dafür war das deutsche KG-Modell, bei dem Schiffe in Einzelgesellschaften betrieben werden. 30 Prozent des Kaufpreises finanzierten üblicherweise Anleger über Schiffsfonds, der Rest kam von Banken, vor allem von spezialisierten Instituten wie der HSH Nordbank in Hamburg.

Während der Weltwirtschafts- und Finanzmarktkrise ging der Containertransport schnell und stark zurück. Bei einigen Schiffsgrößen bildeten sich hohe Überkapazitäten am Markt, weil Werften bestellte Schiffe auch in die Krise hinein weiterbauten und ablieferten. Anleger, die in Schiffsfonds investiert hatten, mussten teilweise Kapital nachschießen oder Ausschüttungen zurückzahlen, um Schiffe, die Verluste einfuhren, vor der Zwangsversteigerung zu bewahren.

Der Markt hat sich mittlerweile deutlich erholt. 2010 stieg der weltweite Containerumschlag um 14,5 Prozent auf die neue Rekordzahl von rund 560 Millionen TEU. Auch für dieses und für die kommenden Jahre wird anhaltendes Wachstum prognostiziert.

Die Schiffe, die jetzt in Fonds angeboten werden, sind keine Neubestellungen. Die "HCI JPO Leo" war bereits 2005 an die Stader Reederei Oltmann abgeliefert worden, die das Schiff auch weiterhin betreiben will. Die "E.R. Benedetta" war ebenfalls bereits vor der Wirtschaftskrise geordert worden. HCI will voraussichtlich im Juni einen weiteren Fonds für das Oltmann-Schiff "JPO Tucana" an den Markt bringen, einen 2010 abgelieferten Frachter mit 4178 TEU Kapazität.

Die Reederei erhofft sich vom Verkauf der Schiffe an fondsfinanzierte Gesellschaften Spielraum für Investitionen in neue Frachter. "Es ist gut möglich, dass wir noch in diesem Jahr ein neues Containerschiff bestellen", sagt Peter Oltmann, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Jan führt. "Ich bin für die Entwicklung des Containerschiffsmarkts sehr optimistisch, obwohl es in den kommenden zwölf Monaten wohl immer mal wieder Schwankungen beim insgesamt sichtbaren Aufwärtstrend geben dürfte."

Verändert haben sich im Fondsgeschäft allerdings die Gewichte. Während des Containerbooms vor der Krise finanzierten Schiffsbanken den Bau der Frachter häufig komplett vor. Erst bei Ablieferung stiegen dann die Fonds mit dem Eigenkapital der Anleger ein und übernahmen einen Anteil von zumeist rund einem Drittel. Mittlerweile beteiligen sich die Banken nur noch mit 40 bis 50 Prozent an einem neuen Schiff - und die früher übliche Praxis der Vorfinanzierung ist passé.

"Wir sehen diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Oltmann. "Einerseits dämpft der hohe Eigenkapitalanteil die Tendenz, dass der Markt schnell wieder große Überkapazitäten aufbaut. Auf der anderen Seite muss man dieses Eigenkapital erst einmal organisieren, wenn man die eigene Flotte erweitern will."