Im Dezember waren in Hamburg weniger als 69 000 Menschen arbeitslos. Neue Stellen im Einzelhandel, bei Asklepios, der Haspa und Aurubis

Hamburg. Hamburgs große Unternehmen haben zum Jahresende 2010 kräftig Personal eingestellt. So stockten die Hamburger Sparkasse, die Kupferhütte Aurubis und die Asklepios-Krankenhäuser ihre Belegschaften auf, wie eine Umfrage des Abendblatts ergab. Die Folge: Im Gegensatz zum Bund ging in Hamburg sogar im Dezember die Arbeitslosigkeit zurück.

"Allein bei unseren Kliniken haben im Dezember 100 Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte neue Verträge unterschrieben", sagte Mathias Eberenz, Sprecher der Asklepios-Gruppe, gestern dem Abendblatt. Auch bei der Haspa wurde ein Teil der insgesamt 80 Stellen für 2010 im Dezember neu besetzt. "Wir haben in den vergangenen zwei Monaten ebenfalls unsere Belegschaft um 30 Stellen ausgeweitet", so Aurubis-Sprecherin Michaela Hessling. Insgesamt sank die Arbeitslosigkeit in Hamburg im Dezember zu November um 856 Betroffene oder 1,2 Prozent auf 68 334. Im Bundesgebiet legte die Zahl der Erwerbslosen wegen des Wintereinbruchs dagegen um 85 000 Menschen auf 3,016 Millionen zu.

"In Hamburg ist die Krise weitgehend beendet", sagte Hamburgs Arbeitsagenturchef Rolf Steil gestern mit Blick auf die Zahlen - immerhin die niedrigsten in einem Dezember seit 1993. Die Stadt schneide vor allem deshalb besser ab als das Bundesgebiet, weil es vor Ort weniger witterungsabhängige Arbeitsplätze gebe. "So haben Baufirmen, die in Hamburg tätig sind, häufiger ihren Sitz in Schleswig-Holstein", sagte Steil. Zudem werden die Ein-Euro-Jobs in der Stadt nicht so rasch gekürzt wie in anderen Regionen. Die Folge: In der offiziellen Statistik tauchen diese Frauen und Männer nicht auf, sie gelten als arbeitsuchend, aber nicht als arbeitslos.

Allerdings wird auch in Hamburg bis zum Jahresende 2011 die Zahl dieser Jobs von derzeit knapp 10 000 auf 6150 sinken. Hintergrund dafür sind Sparmaßnahmen des Bundes, die alle Arbeitsmarktprogramme betreffen. So stehen in Hamburg 2011 statt bisher 179 nur noch 135 Millionen Euro bereit.

Einen weiteren Grund für die positive Entwicklung in Hamburg nannte gestern Michael Bräuninger, der Konjunkturchef des Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI. Die Hansestadt profitiere bei der Beschäftigung vom Strukturwandel von der Industrie zu Dienstleistern. Dazu komme die positive Entwicklung im Einzelhandel. "Ein Teil der insgesamt neu geschaffenen 500 Jobs in diesem Jahr dürfte direkt auf die guten Geschäfte zu Weihnachten zurückzuführen sein", so Einzelhandelssprecher Ulf Kalkmann.

Die Zahl der Arbeitsplätze wächst in Hamburg auch insgesamt weiter. Ihre Zahl lag Ende Oktober bei 835 900 - das sind 1,9 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Gut ein Viertel der 15 197 neuen Arbeitsplätze richteten Zeitarbeitsfirmen ein. Sie hatten damit den höchsten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Dazu werden mehr Stellen für Lehrer und Erzieher angeboten, und auch Fachleute für die Beratung von Firmen sind gesucht. Selbst die um 246 gestiegene Zahl von arbeitslosen älteren Menschen zwischen 55 und 65 Jahren hält Agenturchef Steil nicht für problematisch. "Wenn das Angebot bei den Arbeitsplätzen weiter steigt, werden sich die Chancen dieser Gruppe auf einen Job erhöhen."

Ähnlich optimistisch wie Steil äußerte sich gestern auch der Vorstandschef der Bundesagentur Frank-Jürgen Weise. So sei die durchschnittliche bundesweite Arbeitslosigkeit 2010 um 179 000 auf 3,244 Millionen und damit auf den niedrigsten Stand seit 18 Jahren gesunken. Die Arbeitslosenquote ging von 8,2 Prozent auf 7,7 Prozent zurück. "Das war eine bessere Entwicklung, als wir vor zwölf Monaten erhofft hatten", sagte Weise. Die Arbeitslosigkeit sei so gering wie zu Beginn der 90er-Jahre.

Bundesweit stieg die Arbeitslosenquote im Dezember um 0,2 Punkte auf 7,2 Prozent. Sie liegt damit noch leicht unter der Quote von 7,4 Prozent, die jetzt in Hamburg erreicht sind.

Für Januar rechnet Steil jedoch auch für die Hansestadt mit steigenden Arbeitslosenzahlen. Der Winter werde sich an der Elbe auswirken. Der Chef der Arbeitsagentur geht davon aus, dass die Zahl der Betroffenen auf "deutlich mehr als 70 000 steigen wird".