Umschuldung in Griechenland könnte schlimmere Folgen haben als der Lehman-Kollaps

Frankfurt/Hamburg. Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, hat rund ein Jahr nach dem Ausbruch der Euro-Schuldenkrise vor einer neuen Bankenkrise gewarnt. Wenn es in strauchelnden Euro-Ländern zu Umschuldungen komme, sei das für die Geldhäuser riskant, sagte Stark dem ZDF-Nachrichtenportal heute.de. "Im schlimmsten Fall könnte die Umschuldung eines Mitgliedslandes die Auswirkungen der Lehman-Pleite in den Schatten stellen", fügte Stark hinzu. Eine schwere, lokal begrenzte Haushaltskrise könne negative Auswirkungen auf das ganze europäische Bankensystem haben.

"Es ist möglich, dass in einem solchen Fall ein neues Bankenhilfspaket geschnürt werden muss, um einen Dominoeffekt zu vermeiden", sagte Rudolf Hickel, Direktor des Bremer Instituts für Arbeit und Wirtschaft (IAW), dem Abendblatt. Dennoch hält er einen Schuldenschnitt Griechenlands für unvermeidbar: "Das Land kommt sonst überhaupt nicht mehr aus der Krise heraus. Strenge Sparpolitik plus Wachstumsdynamik - das geht nicht."

Nach jüngsten Zahlen der Europäischen Statistikbehörde war Griechenlands Haushaltsdefizit im Jahr 2010 sogar noch größer als bisher angenommen. Auch der Schuldenstand Portugals war höher als gedacht.