Mehr Geld für Sparer: Konditionen für Tagesgeld steigen auf bis zu 2,4 Prozent. Dispositionskredit wird bei den meisten Instituten nicht teurer.

Hamburg. Zwei Wochen nach der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt die Zinswende auch bei den Verbrauchern an. Zahlreiche Banken haben ihre Konditionen für Sparer angehoben. Für eine Anlage von 10 000 Euro für die Dauer von zwölf Monaten gibt es in der Spitze bis zu 2,80 Prozent Zinsen. Tagesgeld wird mit bis zu 2,40 Prozent verzinst. Die EZB hatte Anfang April die Leitzinsen von einem auf 1,25 Prozent angehoben. Experten rechnen bis zum Jahresende mit weiteren Zinsschritten der Notenbank. "Im Sommer und im Herbst erwarten wir die nächsten Zinserhöhungen der EZB", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Das verbessert die Aussichten für Sparer, macht auf der anderen Seite aber auch Kredite teurer.

"Wenn die EZB-Zinsen hochgehen, werden wir bald folgen", versprach der Vorstandsvorsitzende der ING-DiBa, Roland Boekhout. Etwas Geduld benötigen die Kunden von Deutschlands größter Direktbank allerdings noch. Erst ab 16. Mai gibt es für das Tagesgeld 1,50 statt 1,30 Prozent. Neukunden werden unverändert mit zwei Prozent gelockt. Die Deutsche Bank verbesserte die Konditionen für das Geldmarktsparen um 0,25 Prozentpunkte. Ab 5000 Euro gibt es damit 0,60 Prozent Zinsen. Besser nimmt sich dagegen die Zinserhöhung der NIBC Direct von zwei auf 2,40 Prozent aus.

Auch bei Festgeldanlagen können die Kunden von höheren Zinsen profitieren. Ihre Konditionen verbesserten in diesem Bereich die Hamburger Volksbank, die IKB Direkt sowie die Autobanken von VW und Mercedes.

Andere Institute wie die Hamburger Sparkasse, die Commerzbank und die Postbank haben bereits im Vorfeld der EZB-Entscheidung ihre Anlagekonditionen erhöht. "Seit Anfang April bieten wir drei statt 2,50 Prozent Zinsen für eine dreijährige Anlage", sagt Haspa-Sprecher Andre Grunert.

Doch steigende Zinsen bedeuten für die Kunden nicht automatisch Entwarnung. "Im kurzfristigen Bereich bis zu einem Jahr verlieren die meisten Sparer Geld, weil der Zins häufig noch unter der Inflationsrate von 2,1 Prozent liegt", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auch bei längerfristigen Anlagen besteht die Gefahr, die Geldentwertung nicht ausgleichen zu können, wenn die Teuerungsrate noch weiter steigt.

Belebt wird der Markt auch durch neue Anbieter wie die AKF Bank, die ihr Tagesgeld von zwei auf 2,40 Prozent erhöhte. Das Institut war bisher nur im Kreditgeschäft tätig. Gesellschafter der Bank sind der Staubsaugerhersteller Vorwerk und das Bankhaus Lampe. Die AKF Bank ist Mitglied in der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken. Damit sind 100 000 Euro pro Anleger abgesichert. Auch der Direktversicherer Ergo bietet seit Kurzem Festzinsanlagen für sechs und zwölf Monate an. Die einst von der Pleite bedrohte IKB Deutsche Industriebank, die inzwischen dem Finanzinvestor Lone Star gehört, geht mit ihrer neuen Marke IKB direkt und hohen Zinsen von bis zu 2,80 Prozent (ein Jahr) auf Kundenfang. Das Institut verfügt nicht nur über eine gesetzliche Einlagensicherung, sondern gehört auch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an. Damit sind Millionenbeträge pro Anleger abgesichert.

Nun startete die VTB Direktbank im deutschen Markt. "Das Institut ist eine Zweigniederlassung der österreichischen VTB Bank, die Teil der zweitgrößten russischen Geschäftsbank VTB ist", sagt Frank Rassier vom Branchendienst modern-banking. Die Bank befindet sich mehrheitlich in Staatsbesitz. Die Kunden können auf die österreichische Einlagensicherung vertrauen, die 100 000 Euro pro Kunde garantiert.

Bei der Überziehung des Kontos spüren die Kunden die Zinswende noch kaum. Lediglich die Deutsche Bank erhöhte den Dispozins um 0,25 Punkte auf 13 Prozent. "Gemäß der bei der Postbank genutzten Zinsgleitklausel könnten wir die Zinssätze für den Dispokredit um 0,35 Prozentpunkte anheben", sagt Banksprecher Ralf Palm. "Auf diese Anhebung verzichten wir aber." Ähnlich argumentierte die Commerzbank. Die Banken haben die Zinsanpassung beim Dispo an die Leitzinsen oder den Euribor-Zinssatz, zu dem Banken unter sich Geld verleihen, gekoppelt. Auch die Hamburger Sparkasse, die Hamburger Volksbank und die PSD Bank Nord lassen die Zinsen für die Kontoüberziehung unverändert.

Stärker sind dagegen Häuslebauer von den Zinserhöhungen betroffen. Das hat allerdings weniger mit dem EZB-Schritt zu tun als mit dem Anstieg der langfristigen Zinsen für Anleihen, an dem sich Baugeld orientiert. Seit September 2010 sind die Bauzinsen bereits um 1,2 Prozentpunkte gestiegen. Für eine zehnjährige Baufinanzierung müssen jetzt rund 4,50 Prozent Zinsen bezahlt werden. "Steigende Inflationserwartungen in Deutschland werden die langfristigen Zinsen weiter nach oben treiben", sagt Zinsexperte Robert Haselsteiner vom Baugeldvermittler Interhyp. Das mache auch die Finanzierung für Immobilienkäufer teurer.