Das Edelmetall Silber ist wegen dem seit Jahren steigenden Preis zu teuer für Zehn-Euro-Stücke. Schon geprägtes Geld wird zerstört.

Hamburg. Der seit Jahren steigende Silberpreis fordert seinen Tribut. Die normale Ausführung der Zehn-Euro-Gedenkmünzen wird kein Silber mehr enthalten, sondern künftig aus einer Kupfer-Nickel-Legierung hergestellt. Lediglich für Sammlerstücke wird noch Silber wie bisher eingesetzt. Das gab gestern das Bundesfinanzministerium bekannt.

Die Anfang Februar dieses Jahres erschienene Münze zum 200. Geburtstag von Franz Liszt hatte noch einen Silbergehalt von zehn Gramm, was inzwischen einem Materialwert von neun Euro entspricht. Damit bestand die Gefahr, dass der Materialwert bei künftigen Münzen bald über dem Nennwert liegen wird. Dann dürfen die Münzen nicht mehr für zehn Euro abgegeben werden.

Außerdem fürchtete das Finanzministerium, dass "eine solche Münze zum Spekulationsobjekt auf die Silberpreisentwicklung werden könnte".

Diese Münzen seien wie ein kostenloser Optionsschein auf die Preisentwicklung von Silber, sagte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Innerhalb eines Jahres ist der Silberpreis auf Euro-Basis um 100 Prozent gestiegen und erreichte inzwischen den höchsten Stand seit 31 Jahren.

Schon bisher bildeten sich vor den Bankschaltern am Ausgabetag der Gedenkmünzen lange Schlangen. Denn unabhängig von der Silberpreisentwicklung blieb den Käufern immer der Nennwert von zehn Euro. Die Münzen sind in Deutschland gesetzliches Zahlungsmittel. Daran wird sich nach Angaben des Finanzministeriums auch künftig nichts ändern.

Als Nächstes sollte am 5. Mai eine Gedenkmünze zu 125 Jahren Automobil erscheinen. Die Ausgabe wurde auf den 9. Juni verschoben, denn die Münzen müssen erst noch hergestellt werden. Zum Teil war diese Münze in der bisherigen Materialzusammensetzung schon geprägt, bestätigte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums dem Abendblatt. "Die Münzen werden jetzt zerwalzt und das Silber wieder verwertet", sagte sie.

Lediglich die Münzen in der höherwertigen Ausführung "Spiegelglanz" für Sammler enthalten auch künftig zehn Gramm Silber. Der Ausgabepreis wird sich aber nach dem Materialwert zum Zeitpunkt der Ausgabe plus einen Aufschlag von zehn Euro sowie sieben Prozent Mehrwertsteuer richten. Gemessen am aktuellen Silberpreis würde damit die Münze zum Jubiläum des Automobilbaus 20,36 Euro kosten. Bisher wurden die Sammlerstücke für 15 Euro abgegeben.

Österreich hat die Ausgabe von Euro-Silbermünzen in Normalprägung bereits eingestellt. Es gibt nur noch Sammlerstücke mit Aufschlag. Die in dieser Woche ausgegebene 20-Euro-Münze kostet 48 Euro.

Bereits in der 1970-Jahren war der Silberpreis stark gestiegen. "1979 war die Fünf-Mark-Münze zum 150. Jahrestag des Deutschen Archäologischen Instituts die letzte Ausgabe mit einem Silbergehalt", sagt Georg Meißner vom Hamburger Handelshaus Emporium-Merkator. Die darauf folgende Münze zum 100. Geburtstag von Otto Hahn bestand bereits aus einer Kupfer-Nickel-Legierung.

Erst 1986 wurde den deutschen Gedenkmünzen wieder Silber beigefügt. Der Silberpreis war inzwischen stark gefallen. "Aus Sammlersicht spielt das Material nicht die entscheidende Rolle", sagt Meißner. Denn große Preisunterschiede gibt es jetzt für Käufer zwischen der Hahn-Münze und der Archäologen-Münze nicht. Letztere kostet in der Spiegelglanz-Ausführung nur rund drei Euro mehr. Experte Meißner erwartet, dass die neuen Gedenkmünzen ohne Silber stärker zum Zahlungsmittel werden als bisher. "Denn der Wertanlageaspekt fällt weg."

Gestern kostete eine Feinunze Silber (31,1 Gramm) rund 40 Dollar. "Ein weiterer Preisanstieg in Richtung 45 Dollar ist nicht ausgeschlossen", sagt Weinberg. Mehr als 50 Prozent des Silbers werden in der Industrie verwendet. "Da die Konjunktur gut läuft, steigt auch der Bedarf des Edelmetalls", sagt Weinberg. Neu hinzugekommen sei die Nachfrage der Investoren nach Barren und Münzen. Anleger kaufen aus Angst vor einer Währungsreform und Inflation neben Gold auch Silber.