Hamburg. Professor Christoph Hoeschen, Leiter der Abteilung Medizinische Strahlenphysik am Helmholtz Zentrum München, über die Strahlenbelastung bei Lebensmitteln.

Hamburger Abendblatt:

Müssen sich die Verbraucher Sorgen über verstrahlte Lebensmittel aus Japan machen?

Christoph Hoeschen:

Nein. Alle Lebensmittel, die nach Deutschland kommen, werden kontrolliert. Bisher ist keine erhöhte Strahlenbelastung aufgefallen.

Was geschieht beim Verzehr von belasteten Lebensmitteln im Körper?

Hoeschen:

Radioaktive Strahlung kann dazu führen, dass Zellen geschädigt werden. Bei einer hohen Dosis gelingt es dem Körper nicht mehr, diese Schäden fehlerfrei zu beheben, es kann zu Veränderungen des Erbguts und zu Krebs kommen. Sind Lebensmittel mit radioaktivem Jod oder Cäsium belastet, werden die Stoffe in Organen eingelagert und könnten bei sehr hohen Belastungen langfristig zu Schäden führen.

Verbraucherschützer kritisieren die Grenzwerte für Lebensmittel als zu hoch.

Hoeschen:

Es ist unglücklich, dass durch die EU-Notverordnung in Deutschland jetzt höhere Grenzwerte als zuvor gelten, ich halte diese aber für unbedenklich. Man müsste schon über 100 Tage nur Nahrungsmittel aus Japan essen, die bis zu den Grenzwerten belastet sind, um die natürliche, jährliche Strahlenbelastung, der wir ohnehin ausgesetzt sind, zu verdoppeln. (bob)