Die Holsten-Mutter Carlsberg stemmt sich gegen die Absatzkrise. Die Trinkgewohnheiten vieler Menschen haben sich geändert.

Hamburg. Holsten-Chef Frank Maßen sieht schwere Zeiten auf die deutschen Brauer zukommen. "Die jungen Menschen, die heute zu Alternativen zum Bier greifen, werden ihre Trinkgewohnheiten auch im zunehmenden Alter nicht ändern", sagte er. Der Branchenabsatz werde deshalb in den nächsten 20 Jahren in Deutschland um gut ein Drittel auf rund 60 bis 70 Millionen Hektoliter sinken. Schon seit 1976 ist der Bierkonsum rückläufig. "Damals tranken die Deutschen noch 150 Millionen Hektoliter Bier im Jahr, heute sind es nur noch 107 Millionen", sagt Maßen, der seit Juni 2010 nicht nur Chef von Holsten ist, sondern auch von der Mutter Carlsberg Deutschland. Dem Bier treu geblieben sind bislang vorwiegend die 49- bis 64-Jährigen mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 114 Litern. Im höheren Alter sinke der Konsum dann wieder.

Die Firmen spüren den Negativtrend bereits heftig. "Da wir mit etwas mehr als 1300 Brauereien Überkapazitäten im Markt haben, gibt es für die Kunden jede Woche irgendwo einen Kasten Fernsehbier für weniger als zehn Euro zu kaufen", sagt Maßen. Er meint damit Sonderangebote für Biersorten, die im Fernsehen beworben werden. Chancen für Preissteigerungen - weil auch die Rohstoffe teurer und die Energiekosten gestiegen sind - sieht er deshalb aber nicht. Wie vor Jahren der Kaffee, verkomme Bier heute immer öfter zum Lockangebot der Handelsketten. Das werden am Ende auch die Brauereien spüren, so Maßen. "In der Branche wird es einen Konsolidierungsprozess geben." 85 Prozent des Biers von Carlsberg werden über den Handel angeboten, 15 Prozent gehen an die Gastronomie.

Die Holsten-Mutter hat sich im vergangenen Jahr allerdings behauptet. Während der Branchenabsatz in Deutschland um zwei Prozent gesunken war, verlor das dänische Unternehmen mit 3,34 Millionen Hektoliter nur ein halbes Prozent. Dem negativen Branchentrend steuert Carlsberg vor allem entgegen, indem neben den angestammten Marken Carlsberg, Holsten, Astra, Lübzer und Duckstein auch international bekannte Biersorten wie Grimbergen Klosterbier aus Belgien, Baltika No 7 aus Russland oder Kronenbourg aus Frankreich in Deutschland angeboten werden. Zudem ist seit Februar das Holsten Maibock, ein helles Starkbier, auf dem Markt. Im April kommt ein neues, alkoholfreies Biergetränk in den Handel und im Mai ein alkoholfreies Alsterwasser. In Lüneburg führt das Unternehmen wieder Lüneburger Pilsner in Mehrwegflaschen ein. Zudem wird der Verkauf der Marke Holsten in Großbritannien, Russland und dem übrigen Osteuropa forciert.

Neben Innovationen und Internationalisierung will Maßen Carlsberg in Deutschland auf mehr Effizienz trimmen. Erstmals seit 20 Jahren hat das Unternehmen derzeit keinen eigenen Stand auf der Hamburger Fachmesse Internorga, die noch bis zum 23. März dauert. In Zusammenarbeit mit der 50-prozentigen Tochter Göttsche wurde ein Gemeinschaftsstand gemietet. "Auf die Internorga kommen immer weniger Brauereien", begründet Maßen die Entscheidung. Das eingesparte Geld soll für ein zweitägiges Brauereifest für alle Hamburger Ende Mai bei Holsten verwendet werden.

Der Holsten-Chef, der bereits 2005 bis 2007 Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens war und dann zu Trinks wechselte, betonte, dass der Standort Hamburg trotz des zunehmenden Drucks auf die Branche erhalten bleibe. Er widersprach damit immer mal wieder aufkommenden Spekulationen, wonach die Brauerei nach Lübz verlegt werde. Carlsberg beschäftigt in 150 Ländern 43 000 Mitarbeiter, davon 800 in Deutschland. In Hamburg arbeiten rund 500 Beschäftigte.