330 Mitarbeiter sind nun von Zahlungsunfähigkeit betroffen. Noch 20 Frachter im Einsatz

Bremen. Die finanziellen Schwierigkeiten der Bremer Beluga-Reederei weiten sich aus. Nach der Chartering GmbH hat gestern auch die Führungsgesellschaft für die Schifffahrt, Beluga Shipping, Insolvenz angemeldet. "Auch sie ist zahlungsunfähig", sagte Ellen Best, die Sprecherin des Bremer Amtsgerichts. Nachdem das Gericht gestern den Bremer Anwalt Edgar Grönda zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die Chartering bestellt hatte, übernimmt er diese Aufgabe jetzt auch für die mit 228 Mitarbeitern größere Beluga-Tochter. Mit dem zweiten Insolvenzantrag sind nun knapp 330 der 598 Mitarbeiter der Reederei in Bremen von der Insolvenz betroffen. Ihre Gehälter hat Beluga bisher rechtzeitig überwiesen.

Genau wie bei der Chartering hatten juristische Berater der Shipping empfohlen, den Insolvenzantrag zu stellen. Nach Auffassung des Hamburger Schifffahrtsexperten Jürgen Dobert ist Beluga "Opfer seines eigenen Geschäftsmodells" geworden. "Lange Zeit waren günstig eingekaufte Schiffe bei steigenden Märkten mit Gewinn an Fondsgesellschaften verkauft worden. Im Gegenzug wurden langfristige Charterverträge gewährt, die den Kapitalanlegern jährliche Ausschüttungen von acht oder neun Prozent in Aussicht stellten", sagt Dobert. Als die Märkte einbrachen und die Einnahmen nicht mehr reichten, sei aus dem Erfolgs- ein Verlustmodell geworden. "Beluga musste Millionenbeträge zuschießen."

Nachdem Fonds und Emissionshäuser Schiffe abgezogen hatten, kann die Reederei noch 20 Frachter einsetzen. "Wir haben aber Aufträge und Ladung für mehr als diese 20 Schiffe", sagte Beluga-Sprecher Klaus-Karl Becker. Sowohl Becker als auch Christian Berg, der Sprecher von Grönda, setzen auf das bei Beluga vorhandene Know-how der Mitarbeiter. "Die Ingenieure sind Experten für das Verladen schwerer Anlagen", sagte Berg. "Wir gehen davon aus, dass nach dem Abschluss der notwendigen Verfahren die Kunden wieder mit Beluga zusammenarbeiten können."

Unterdessen hat das Hamburger Elbe Emissionshaus die Charterverträge für zwei Mehrzweckfrachter von der Beluga Chartering an die BBC Chartering&Logistik in Leer vergeben. "Die neue Tagescharter von 7900 Euro ermöglicht es, Betriebskosten, Zinsen und Tilgung für die Schiffsdarlehen zu zahlen", so Elbe-Geschäftsführer Christian Büttner. Die Banken hätten aber Tilgungsraten zurückgestellt, um die Liquiditätslage zu entspannen.