Schneller als gedacht zerfällt die Bremer Reederei Beluga Shipping unter dem Druck von Insolvenz und Betrugsverdacht. Aus vielen Gründen ist diese wirtschaftliche Havarie ein trauriger Vorgang. Unmittelbar auf dem Spiel stehen mehrere Hundert Arbeitsplätze. Diskreditiert sind der Ruf des Unternehmens und die Reputation des Reeders Niels Stolberg.

Mit Offenheit und Kreativität hatte der Beluga-Gründer nicht nur in der Schifffahrtsbranche für Aufmerksamkeit gesorgt. In Bremen empfand man Stolz für die Erfolge des aufstrebenden Unternehmens. Denn die traditionsreiche maritime Wirtschaft der Hansestadt hatte in den vergangenen Jahrzehnten einen schweren Aderlass zu verkraften.

Allzu einfach erscheint es nun, den forschen Stolberg als Blender zu bespötteln, wie es viele in seiner Branche hinter vorgehaltener Hand tun. Dabei gerät in Vergessenheit, dass der Grat zwischen Aufstieg und Fall beim Aufbau eines neuen Unternehmens fast immer extrem schmal ist.

Vieles von dem, was Stolberg plante und tat, wirkte plausibel und innovativ. Wie viel davon letztlich von ungesetzlicher Energie getrieben war, muss nun die Staatsanwaltschaft klären. Das letzte Wort im Fall Beluga ist noch nicht gesprochen.