Die Gewerkschaft der Lokführer erwartet bis Dienstag ein neues Angebot und will bis dahin nicht streiken. Abschluss im Güterverkehr steht bevor.

Frankfurt/Berlin. Mit schneller getakteten Streiks will die Gewerkschaft der Lokführer GDL die Arbeitgeber im Tarifstreit zum Nachgeben zwingen. Es werde aber „keine unbefristeten Streiks geben“, versicherte GDL-Chef Claus Weselsky der „Welt am Sonntag“. „Ich gehe davon aus, dass der Tarifkonflikt diesmal nicht so lange dauern wird wie 2007 und 2008.“ Damals hatten die Streiks rund ein Jahr gedauert. „Wir werden – falls nötig – im Güter- und Personenverkehr öfter hintereinander streiken“, sagte Weselsky. „Und wir werden länger streiken als 2007. Das erhöht den Druck.“

Bahnkunden können zunächst einmal durchatmen. Bis einschließlich kommenden Dienstag bleiben Pendler und Unternehmen von Streiks der Lokführer verschont. Allerdings forderte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bis dahin ein verbessertes Angebot von den Arbeitgebern. Bleibe dies aus, sind in der nächsten Woche neue Streiks zu erwarten. "Wenn uns bis Dienstag um Mitternacht kein Angebot vorliegt, behalten wir uns weitere Arbeitskampfmaßnahmen vor", sagte ein GDL-Sprecher. Die Standpunkte beider Seiten änderten sich am Freitag jedoch nicht. "Auch nach drei Warnstreiks und den Arbeitskampfmaßnahmen am Donnerstag im Güter- und Personenverkehr haben sich die Arbeitgeber kein Stück bewegt", sagte Weselsky. "Noch immer liegt uns kein verhandlungsfähiges Angebot vor."

Dies bestreitet die Deutsche Bahn. "Wir wissen nicht, wie viele Angebote wir noch machen sollen", sagte eine Sprecherin. Die GDL solle aufhören, Falsches zu behaupten. "Wir verweigern uns nicht. Die DB ist und bleibt bereit, weiter über einen Flächentarifvertrag für alle Lokführer zu verhandeln."

Die GDL will einheitliche Tarifstandards für 26 000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr durchsetzen - egal, bei welchem Betreiber sie arbeiten. Eine Kernforderung sind einheitliche Einkommen auf Bahnniveau sowie ein Aufschlag von fünf Prozent. Das gelte auch für die Bahn-Konkurrenten Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und die Hessische Landesbahn.

Die Bahn hatte Weselsky in einem Schreiben vom vorigen Montag ein Gespräch vorgeschlagen. Darin bot sie der GDL erstmals an, einen Rahmentarifvertrag für Lokführer auch schon abzuschließen, bevor sich die Gewerkschaft mit der Mehrzahl der Bahn-Konkurrenten geeinigt hat. Das jüngste Tarifangebot der Bahn enthält eine Einkommenserhöhung von fünf Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten. Außerdem ist der Konzern bereit, Lokführer im Regionalverkehr zu übernehmen, die nach dem Betreiberwechsel für eine Strecke ihren Job verlieren.

Bewegung gibt es bei den Gesprächen mit vier privaten Schienengüterverkehrsfirmen. "Der Abschluss ist in Sicht", so Weselsky. Er erwartet ihn für kommenden Mittwoch.