Brüssel. Die EU-Kommission setzt den Unternehmen bei der Förderung von Frauen in Führungspositionen die Pistole auf die Brust. "In den kommenden zwölf Monaten gebe ich der Selbstregulierung eine letzte Chance", kündigte gestern die EU-Justizkommissarin Viviane Reding an. Die börsennotierten Unternehmen sollten sich selbst dazu verpflichten, den Frauenanteil in den Vorständen bis 2015 auf 30 Prozent und bis 2020 auf 40 Prozent zu steigern. Zum Internationalen Frauentag am 8. März 2012 werde die Kommission prüfen, ob es Fortschritte gegeben habe. "Wenn es nicht passiert, können Sie auf meine regulatorische Kreativität setzen", sagte Reding nach einem Treffen mit Chefs europäischer Großunternehmen aus zehn EU-Staaten.

Reding habe zwar Vorbehalte gegen eine solche festgeschriebene Verpflichtung. Der Blick auf Norwegen, Spanien und andere Länder zeige aber: "So sehr man sich auch über Quoten streiten kann, ihre Ergebnisse sind unbestreitbar." Quoten könnten dafür sorgen, dass Dämme brechen. Reding ist als EU-Justizkommissarin auch für Gleichstellungsfragen in Europa zuständig. Ihr zufolge sind zehn Prozent der Vorstandsposten in europäischen Großunternehmen von Frauen besetzt. In 97 Prozent der Fälle sei der Unternehmenslenker ein Mann. Die Gewerkschaft Ver.di geht unterdessen mit gutem Beispiel voran. Der Funktionär Uwe Foullong will seinen Posten im Bundesvorstand an eine Frau abtreten und nicht mehr kandidieren.