In den größeren Aktiengesellschaften sind nur 6,5 Prozent der Führungskräfte weiblich

Berlin/Hamburg. Frauen sind in den Führungsgremien der großen börsennotierten Firmen in Deutschland laut einer Studie nach wie vor kaum präsent. In den wichtigen Indizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sind nur 6,5 Prozent der Aufsichtsräte und Vorstände weiblich, wie die Managerinnen-Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte" (Fidar) gestern nach einer aktuellen Befragung mitteilte.

In den Kontrollgremien beträgt der Frauenanteil demnach knapp zehn Prozent, im Topmanagement sogar nur drei Prozent. 74 der insgesamt 160 Firmen hatten gar keine Frauen in den oberen Leitungsgremien. Vorreiter bei weiblichen Führungskräften sind die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), der Parfümeriekonzern Douglas und der Motorenhersteller Deutz. Stichtag der Analyse war der 14. Januar. "93,5 Prozent Männerquote in Aufsichtsräten und Vorständen ist nicht mehr hinnehmbar", sagte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow.

Die zehn Jahre alte Selbstverpflichtung der Wirtschaft, mehr Frauen in Führungspositionen zu holen, sei auf ganzer Linie gescheitert. Der Gesetzgeber müsse endlich handeln. Die Debatte dürfe auch nach einem "Basta" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht beendet sein.

Die Regierungschefin hatte einen Vorstoß von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gestoppt, eine 30-Prozent-Quote für große Unternehmen einzuführen. Bei der Vielfalt des Führungspersonals lohne ein Blick über den Tellerrand des DAX hinaus, sagte Schulz-Strelow. Der Marktforscher GfK hat nach der in Zusammenarbeit mit dem "Manager-Magazin" präsentierten Studie 40 Prozent Frauen in Aufsichtsrat und Vorstand, Douglas 30,2 und Deutz 29,2 Prozent.

Der einzige DAX-Konzern unter den besten zehn Unternehmen ist das Elektronikunternehmen Siemens. Für die Expertenkommission der Bundesregierung für gute Unternehmensführung ("Corporate Governance") unterstrich Manfred Gentz das Ziel, mehr Frauen in Spitzenjobs zu bringen. Dies dürfte jedoch nur schrittweise vorangehen, da die Aufsichtsräte Wahlperioden von drei bis fünf Jahren hätten, sagte der Aufsichtsratschef der Deutschen Börse. Der neue Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Gert Wagner, befürwortete in der "Berliner Zeitung" eine Frauenquote: "Im Hinblick auf eine angemessene Beteiligung von Frauen in Führungspositionen führt meines Erachtens kein Weg an einer Quote vorbei."