2011 werden weltweit laut Studie erstmals mehr als 60 Millionen Wagen verkauft

Hamburg. Der Autoverkauf in Westeuropa und Deutschland wird in den nächsten drei Jahren kaum mehr wachsen. Dagegen wird sich das Geschäft mit Asien auch für die deutschen Hersteller deutlich ausweiten, wie aus einer Studie des CAR-Instituts hervorgeht, die dem Abendblatt vorliegt. "Asien wird der wichtigste Markt der Welt. Dagegen wird der Absatz in den USA, Japan und Deutschland zwar in den kommenden Jahren das Vorkrisenniveau wieder erreichen, danach aber stagnieren", sagt Ferdinand Dudenhöffer, der Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Für 2011 rechnet der Experte mit einem Verkauf von 63 Millionen Pkws weltweit. Damit würde zum ersten Mal die Marke von 60 Millionen Autos übersprungen.

Trotz der besseren Konjunktur werde der Verkauf in Westeuropa 2011 noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreichen, heißt es in der Studie, die Dudenhöffer im Vorfeld des Genfer Auto-Salons vorgelegt hat. Als Wachstumsbremse wirkt die hohe Staatsverschuldung vor allem in Griechenland, Italien, Belgien, Portugal, Frankreich und Irland. "Diese Länder stehen zusammen für 40 Prozent der Verkäufe." Dazu hätten in einigen Staaten bis ins erste Halbjahr 2010 noch Abwrackprämien gegolten. Die vorgezogenen Käufe verzögerten jetzt den Aufschwung. Bis zum Jahr 2014 erwartet der Duisburger Professor sowohl für Westeuropa als auch für Nordamerika nur noch geringe Steigerungen im Verkauf. In Westeuropa sollen nach 12,9 Millionen Pkws innerhalb von drei Jahren 14,4 Millionen erreicht werden. Für Amerika geht Dudenhöffer von einem Plus von 13,9 auf 17,3 Millionen Pkws aus.

"Die Zukunft der Branche spielt sich in Asien ab", ist Dudenhöffer sicher. Die 1,3 Milliarden Einwohner des Reichs der Mitte haben zwar schon 2010 elf Millionen Wagen gekauft und sind damit zum zweitgrößten Autoland der Welt aufgestiegen. Das Potenzial der Chinesen wird aber deutlicher, wenn die derzeitigen Absatzzahlen zum Beispiel mit denen von Westeuropa, Nordamerika und Japan zusammen verglichen werden. So wurden in den Industriestaaten mit rund 700 Millionen Einwohnern zuletzt jährlich mehr als 30 Millionen Wagen zugelassen. "Wenn man diese Zahl hochrechnet, könnten allein in China in 30 Jahren mehr als 60 Millionen Autos verkauft werden", sagt Dudenhöffer. Dabei seien Staaten wie Indien, Vietnam, Thailand und Indonesien noch nicht eingerechnet. Dass die Nachfrage weiter anzieht, zeigt sich an den Ergebnissen von Mercedes, BMW, VW und Audi, die alle ihre Verkaufszahlen im Januar im Jahresvergleich zweistellig steigern konnten.

"Wichtig ist aber vor allem, dass die Entwicklung von Elektroautos weiter vorangetrieben wird," sagte Dudenhöffer. Denn Megastädte wie Chongqing mit 31 Millionen Einwohnern, aber auch Shanghai oder Peking bräuchten dringend eine Antwort auf die zunehmenden Emissionen des immer stärker wachsenden Stadtverkehrs. Daher sei China gerade an Elektroautos interessiert. "Deutschland droht aber gerade bei dieser Technologie den Anschluss zu verlieren, weil zu wenig gefördert wird", sagt Dudenhöffer. "Die 120 Millionen Euro bisher sind lächerlich gegenüber den fünf Milliarden Euro, die von der Regierung für die Abwrackprämie bereit gestellt wurden." Investiert würde vor allem in England, den USA, Japan und auch Frankreich. Dort sitzt auch der Branchenprimus bei den Elektroautos, Renault Nissan. Carlos Ghosn, der Chef des französischen Autobauers, erwartet, dass 2020 zehn Prozent aller weltweit verkauften Autos einen Elektroantrieb haben. Hochgerechnet wären das gut 8,5 Millionen.

Dagegen ist das Interesse in Deutschland verhalten. Bundesweit wurden 2009 gerade 80 und 2010 insgesamt 309 Elektroautos zugelassen - bei einem Gesamtverkauf von 3,8 beziehungsweise knapp drei Millionen in den beiden Jahren. Leicht verbessert wird die Bilanz nur durch die Zahlen für Hybridfahrzeuge, die zusätzlich zum Elektro- auch mit einem Benzinmotor ausgestattet sind. Ihre Verkaufszahlen stiegen laut Studie von 8097 auf 10 319 im vergangenen Jahr. Marktführer in diesem Segment ist aber weiterhin der japanische Anbieter Toyota, auf dessen Luxuswagen Lexus allein im Januar 623 der 719 verkauften Wagen entfielen. "Elektroautos eignen sich besonders für Großstädte, wo sie an Bahn- und Buslinien gemietet werden könnten", so Dudenhöffer. "Doch es ist zu befürchten, dass Deutschland hier im letzten Waggon des Zuges sitzt."