Höchster Wert seit Oktober 2008. Experten erwarten weiteren Preisauftrieb. Discounter verteuern heimlich viele Waren

Wiesbaden/Düsseldorf. In Deutschland wächst die Sorge vor einer kräftigen Inflation: Steigende Energie- und Lebensmittelpreise (siehe Grafik) trieben die Teuerungsrate im Januar auf die kritische Marke von zwei Prozent. Einen stärkeren Anstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es zuletzt im Oktober 2008 mit 2,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Nur bei Werten unter dem Schwellenwert von zwei Prozent spricht die Europäische Zentralbank (EZB) von stabilen Preisen. "Die Teuerungsrate wird sich in den kommenden Monaten nahe zwei Prozent halten, doch dürfte sie sich im nächsten Jahr in Richtung drei Prozent bewegen", sagt Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel: "Langfristig drohen sogar vier Prozent." Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer rechnet daher ab der zweiten Jahreshälfte mit Zinserhöhungen. Die EZB hält ihren Leitzins seit fast zwei Jahren auf dem Rekordtief von einem Prozent. Hebt sie ihn an, werden Kredite teurer, was die Nachfrage und damit den Preisauftrieb dämpfen kann.

Derzeit heizen allerdings die Discounter die Inflation an. Immer häufiger gebe es heimliche Preiserhöhungen, sagte der Discountexperte des Marktforschungsinstituts Planet Retail, Matthias Queck, der Nachrichtenagentur dapd. "Seit Oktober haben die Discounter für viele wichtige Grundnahrungsmittel die Preise erhöht. Das fing mit Käse und Brot an. Später kamen Apfelsaft, Frühstücksflocken, Kaffee und anderes hinzu. Im Einzelfall ging das bis zu einem Aufschlag von 50 Prozent."

Seine Beobachtung deckt sich mit einer Auswertung der "Lebensmittel Zeitung", wonach Aldi Nord von November bis Januar bei 17 Produkten die Preise gesenkt, gleichzeitig aber 77-mal die Preise erhöhte. Bei Aldi Süd, Lidl oder Netto sei es genauso gelaufen. Die Zeit günstigerer Grundnahrungsmittel sei vorbei, sagte Queck: "Der Grund dafür sind die steigenden Rohstoffkosten." Der Lebensmittelkonzern Kraft kündigte mit dieser Begründung höhere Preise an, unter anderem für Milka-Schokolade und Toblerone.