Axel Weber schweigt sich über seine Zukunftspläne aus

Wien/Frankfurt. Bundesbank-Präsident Axel Weber lässt Öffentlichkeit und Finanzmärkte weiter über seine berufliche Zukunft im Dunkeln. Er wolle zunächst mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über seine Pläne reden, sagte Weber in Wien. "Ich habe mit der Bundeskanzlerin gesprochen. Ich habe ihr zugesagt, dass ich mich nicht äußern werde, bis wir einander wieder treffen und in enger Abstimmung eine Entscheidung treffen."

Seine Teilnahme am heutigen deutsch-französischen Finanz- und Wirtschaftsrat hat Weber kurzfristig abgesagt. An seiner Stelle wird Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret teilnehmen. Zu dem Treffen kommen unter anderem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sowie Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde. Das "Handelsblatt" zitierte aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums, man hätte einen gemeinsamen Auftritt von Schäuble und Weber nicht besonders glücklich gefunden.

SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte den möglichen Wechsel von Weber in die Privatwirtschaft. Dieser gehe in einer Situation von Bord, in der die Finanz- und Währungskrise keinesfalls ausgestanden sei, sagte Gabriel im NDR. Dies sei nicht besonders verantwortungsbewusst. Die Bundesbank versuche in der aktuellen Krise, öffentliche Interessen durchzusetzen. Er halte es deshalb für unfair, wenn Führungsleute wie Weber die Bundesregierung mit dieser Frage alleinließen, so Gabriel.

Am Mittwoch verlautete aus hochrangigen Kreisen der Euro-Zone, Weber stehe nicht mehr als Kandidat für die Nachfolge von Jean-Claude Trichet an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) im Herbst zur Verfügung. Den kursierenden Spekulationen, er bereite einen Wechsel zur Deutschen Bank vor, sind weder Weber, die Bundesbank noch Deutschlands größte Privatbank bisher entgegengetreten.

Auch der CDU-Europaparlamentarier Werner Langen griff Weber scharf an. Dieser sei "an sich selbst gescheitert", sagte der Vorsitzende der CDU-CSU-Gruppe im Europaparlament: "Er hat die Anforderungen der politischen Zusammenarbeit nicht erkannt. Dazu hat er gegen den Kodex der Europäischen Zentralbank verstoßen, indem er Beschlüsse öffentlich gemacht und diese sowie den EZB-Präsidenten persönlich kritisiert hat."

Unterdessen sieht die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International einen möglichen Wechsel Webers zur Deutschen Bank skeptisch. "Wenn man sich die Aufgaben der Bundesbank im Bereich der Bankenaufsicht ansieht, ist vermutlich davon auszugehen, dass man das nicht unproblematisch durchwinken kann", sagte Transparency-Geschäftsführer Christian Humborg der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Bundesbank-Chef verfügt über genaue Kenntnisse der deutschen Kreditinstitute und damit über Wettbewerber der Deutschen Bank, daher wäre eine intensive Prüfung geboten." Sollte es zu dem Wechsel kommen, setze sich Transparency für eine Karenzzeit von drei Jahren ein.