Man könnte es ein PR-Desaster nennen: Bundesbank-Präsident Axel Weber lässt im kleinen Kreis verlauten, dass er wohl im nächsten Jahr aus dem Amt ausscheiden wird - und sieht dann ungerührt zu, wie sich die Spekulationen über seine Zukunft geradezu überschlagen. Schließlich kündigt die Bundesbank an, ihr Chef wolle sich zu dem Thema äußern - und was tut Weber? Er sagt nur, er müsse erst mit der Bundeskanzlerin darüber sprechen. Professionelles Verhalten sieht anders aus.

Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob Weber zur Deutschen Bank wechseln will oder nicht. Es geht auch um die künftige Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Weber galt als einer der Favoriten für deren Spitzenposten. Unter seiner Leitung hätte sich die Notenbank entschieden gegen Inflationsgefahren gestemmt.

Lässt Weber somit die Bundesregierung, die ebenfalls auf Währungsstabilität pocht, im Stich? Man kann es auch anders herum sehen: Der Kanzlerin ist es offenbar nicht gelungen, den eigensinnigen Bundesbank-Chef als EZB-Präsident durchzusetzen, vielleicht hat sie es auch gar nicht wirklich entschieden versucht. Klar ist nur eines: Weber muss die Spekulationen schnell beenden. Seine Chancen auf eine Nachfolge von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann dürfte er mit seinem Verhalten jedenfalls nicht verbessert haben. Ganz abgesehen davon, dass es nicht unproblematisch wäre, einen Mann an die Spitze der Deutschen Bank zu lassen, der als Bundesbank-Präsident kraft seines Amtes vertrauliche Daten der Konkurrenten bestens kennt.