Die Handelskammer blickt ins Jahr 2030 und fordert zehn “Leuchtturmprojekte“ zur Entwicklung der Stadt

Hamburg. Es ist ein Fernblick in die Zukunft. Die Verfasser wissen, dass solche Aussichten selten Realität werden. Gleichwohl lohnt die Lektüre dieses Werks. "Hamburg 2030" heißt der mehr als 170 Seiten umfassende Band, den die Handelskammer Hamburg gestern vorlegte. Die Studie lässt sich als Hinterlassenschaft des bisherigen Handelskammer-Präses Frank Horch lesen, der nun als parteiloser Kandidat der SPD für das Amt des Wirtschaftssenators in die Bürgerschaftswahl zieht. Sie wurde in der letzten Phase seiner Amtszeit zwischen April bis Dezember 2010 erarbeitet. 900 Hamburger Unternehmen trugen mit Meinungen und Anregungen zu dem Stimmungsbild bei.

"Wir haben dieses Projekt auf den Weg gebracht, um ein Bild vom Standort Hamburg im Jahr 2030 nach den Vorstellungen der Hamburger Wirtschaft zu entwickeln", sagte Vizepräses Karl-Joachim Dreyer, der die Handelskammer bis zur Wahl eines neuen Präses führt. "Der Zeithorizont von 20 Jahren überschreitet bewusst alles, was an Planungs- und Projektvorhaben in Politik und Wirtschaft läuft. Es geht weniger darum, die Zukunft vorherzusagen, als sie vielmehr, soweit es in unseren Kräften steht, herbeizuführen."

Umfangreiche Projekte müssen aus Sicht der Handelskammer geplant und realisiert werden, um Hamburg fit für die fortschreitende Globalisierung zu machen, um die Attraktivität der Stadt für die Bürger und für die Wirtschaft weiter zu erhöhen. "Geld dafür ist genug da", sagte Hauptgeschäftsführer Professor Hans-Jörg Schmidt-Trenz. "Die Einnahmen der Stadt sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen - die Ausgaben allerdings auch." Entscheidend sei, dass die Stadt ihre Schulden reduziere und die Ausgaben senke. Als politischen Forderungskatalog aus der Langfriststudie leitet die Handelskammer zehn Punkte ab, quasi die "Leuchtturmprojekte".

Schuldentilgungsgebot und öffentliche Ausgabenbremse Bis zum Jahr 2030 sollen die Hamburger Schulden von derzeit rund 32 Milliarden Euro um 20 Prozent gesenkt werden, vor allem mithilfe eines Gebots zur Schuldentilgung, das in der Hamburger Verfassung verankert werden soll. Die Ausgaben sollen höchstens halb so stark steigen wie das Hamburger Bruttoinlandsprodukt in einem jeweiligen Zeitraum.

Hamburg Innovation Port Ein Netz von Technologieparks soll die Stadt künftig überziehen - wo immer möglich in Kombination von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und der Ansiedlung von Gewerben.

Wasserstoffautobahn zwischen Hamburg und Berlin Die Nutzung von Wasserstoff als Kraftstoff für Automobile wirkt heute noch futuristisch - aber im Norden wird der Weg dafür bereitet. In Hamburg und Berlin, den beiden größten deutschen Städten, gibt es bereits Wasserstofftankstellen. Die Autobahn 24 zwischen den Metropolen soll nach Vorstellung der Handelskammer mit ausreichend Wasserstoffstationen zur Musterstrecke ausgebaut werden.

Ganztagsschulen in ganz Hamburg In vielen europäischen Ländern längst Standard, aus Sicht der Handelskammer unabdingbar auch für die Hansestadt: Ganztagsschulen für alle Hamburger Schüler mit Mittagessen und Hausaufgabenhilfe am Nachmittag.

Business Improvement Parks Unternehmen schließen sich zusammen, um auf einem Areal gemeinsam genutzte Einrichtungen zu finanzieren und zu schaffen, seien es Kantinen, Parkflächen oder Betriebskindergärten.

Open Data Durch verstärkte Kooperationen von Unternehmen und städtischen Einrichtungen könnte Hamburg sein Angebot für mobile Applikationen deutlich ausbauen, für Stadtführungen, Wohnungsofferten und vieles andere.

Lasertherapie zur Krebsbehandlung Eine Methode, die in Zukunft zur Behandlung von Karzinomen eine weit größere Rolle spielen könnte. Hamburg sollte sich, schlägt die Handelskammer vor, mit einem Zentrum für Lasertherapien "an die Spitze einer neuen medizintechnischen Bewegung" stellen.

Hamburg Economic Forum Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in der Metropolregion könnten künftig alle zwei Jahre zu einem Hamburg Economic Forum zusammenkommen, um strategische Herausforderungen zu diskutieren - unterstützt von einem Rat renommierter Persönlichkeiten, der Hamburg Group.

Olympische Spiele ausrichten Erneut soll sich Hamburg um die Austragung der wichtigsten Sportwettbewerbe weltweit bewerben. Infrage kommen laut Handelskammer frühestens die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2024, eher aber die von 2028 oder 2032.