Was die politischen Parteien nicht schaffen, macht ihnen die Handelskammer vor. Hamburgs wichtigste Wirtschaftsvertretung legt ein umfangreiches Papier mit zehn spannenden Visionen für die Hansestadt vor. Was soll sich in Hamburg bis 2030 ändern? Wie muss sich die norddeutsche Metropole in den kommenden 20 Jahren aufstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Wie heißen die zentralen Aufgabenfelder der Politik für die Zukunft? Statt wachsweicher Antworten mit viel Wenn und noch mehr Aber gibt die Kammer eindeutige, pointierte Antworten.

Besonders klar positioniert sie sich zum Thema Schuldenabbau, verlangt Schuldentilgung um 20 Prozent bis 2030. Ein ehrgeiziges, aber realistisches Ziel, wenn auf der Ausgabenseite radikal der Rotstift angesetzt wird. Zudem erkennt die Kammer die Chancen Hamburgs als Forschungs- und Umweltstandort. Eine Wasserstoffautobahn ist ein ebenso originelles Vorhaben wie das Cancer Fighting Center, mit dem sich Hamburg an die Spitze innovativer Krebsbehandlungen setzen könnte. Hinzu kommen ein Ganztagsschulenkonzept und der Traum von den Olympischen Spielen.

Die Handelskammer vergrault die Leser ihres Papiers nicht mit Bürokratendeutsch, sondern macht ihnen Lust auf ein lebenswertes, prosperierendes Hamburg von morgen. Hauptautor war übrigens der frühere Kammerpräses Frank Horch, der nun als Wirtschaftssenator in einer SPD-Regierung vorgesehen ist. Sollte Olaf Scholz die Wahl am 20. Februar gewinnen, darf man gespannt sein, was von den Visionen übrig bleibt.