Energie deutlich teurer. Volkswirte warnen vor Lohn-Preis-Spirale

Wiesbaden. Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Januar beschleunigt. Vor allem für Sprit, Heizöl, Obst und Gemüse mussten die Verbraucher im Januar tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr. Die Jahresteuerung erhöhte sich auf 1,9 Prozent nach 1,7 Prozent im Dezember und erreichte damit den höchsten Stand seit Oktober 2008, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Zudem hätten die Preiserhöhungen für Strom die Inflation angeheizt.

Während die Energiepreise erneut deutlich anzogen, gab es bei vielen Nahrungsmitteln - dem zweiten Preistreiber der vergangenen Monate - laut Commerzbank eine Korrektur nach unten. Insgesamt bleibt die Inflation in Deutschland damit im Zielkorridor der Europäischen Zentralbank (EZB), die eine jährliche Teuerung von knapp unter zwei Prozent anstrebt. "Der von manchem befürchtete kräftige Anstieg der Teuerungsrate ist wohl ausgeblieben, aber der Trend zeigt weiterhin klar nach oben", sagte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. In den kommenden Monaten dürften die Verbraucherpreise aufgrund der weltweit steigenden Rohstoffpreise weiter anziehen.

Risiken sehen die Volkswirte aber nicht nur in der über Rohstoffeinfuhren "importierten Inflation". Sie warnen auch vor überzogenen Lohnforderungen, die eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen könnten. "Lohnabschlüsse, die deutlich über den durch den Produktivitätsfortschritt und die längerfristige Preisentwicklung abgegrenzten Verteilungsspielraum hinausgehen, würden nicht nur die Preisentwicklung in Deutschland stark beschleunigen", so der Bankenverband. Zudem könnte die Schuldenkrise in einigen Euro-Ländern die deutsche Inflation beeinflussen, wie UniCredit-Experte Alexander Koch erklärt: "Die Schwäche in anderen Euro-Ländern hält die EZB davon ab, die Zinsen anzuheben."