Davos. Angesichts der Unruhen und Proteste in Nordafrika haben sich zur Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos Experten besorgt über die wachsende Ungleichheit auf dem Globus geäußert. Dies sei die größte Herausforderung, sagte Chinas hochrangigster Vertreter beim Internationalen Währungsfonds (IWF), Zhu Min, gestern. Teilnehmer betonten auch die gewachsene Bedeutung der Schwellenländer für das globale Wachstum.

Am ersten Tag des 41. Weltwirtschaftsforums drehten sich in Davos die Gespräche vor allem um die wirtschaftliche Erholung nach der Krise und um die Gefahren sozialer und politischer Unruhen. Im Hinblick auf die Proteste in Tunesien, Algerien und Ägypten warnte Zhu Min vor wachsender Ungleichheit. "Das ist die größte Herausforderung für die gesamte Welt", sagte der frühere stellvertretende Chef der chinesischen Zentralbank. "Ich glaube nicht, dass die Welt ihr ausreichende Aufmerksamkeit gewidmet hat."

Der Chef des Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé, Paul Bulcke, warnte vor gefährlichen Preisschwankungen bei Lebensmitteln: "Wir müssen daran arbeiten, dies ist nicht gut." Steigende Lebensmittelpreise schürten jüngst die Angst vor sozialen Unruhen wie in Algerien, wo es in den vergangenen Wochen zu teils gewaltsamen Protesten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten gekommen war.

Mehrere Wirtschaftsführer betonten unterdessen, dass der globalen Erholung der Schwellenländer eine immer größere Bedeutung zukomme. Der Vorsitzende des indischen Softwareriesen Wipro, Azim Premji, sagte, während sich das Wachstum im Westen verlangsame, wachse in den Schwellenländern die Wirtschaft. "Dies ist eine vollständige Verschiebung des Machtgleichgewichts", so der Milliardär.