Rund 2500 Mitarbeiter des Energiekonzerns treten in Hamburg in Warnstreik für Lohnerhöhungen

Hamburg. Das Wetter war für einen Warnstreik nicht ideal, die Stimmung schon. Es hat sich viel aufgestaut bei den Mitarbeitern von Vattenfall Europe in und um Hamburg. Die laufende Tarifrunde schafft nun das Ventil, den Ärger auch öffentlich zu zeigen. Rund 2500 Mitarbeiter des schwedischen Energiekonzerns versammelten sich gestern Mittag bei frostiger Kälte zu einer Demonstration auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn. Auch in Berlin und an Standorten in Ostdeutschland legten Mitarbeiter die Arbeit zu Warnstreiks nieder.

Aufgerufen hatten dazu in Hamburg der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall. Die Vertreter der Arbeitnehmer fordern in der heutigen dritten Runde der Tarifgespräche eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent. In ganz Deutschland hat Vattenfall Europe 17 000 Mitarbeiter.

Eckard Scholz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Region Hamburg, verwies auf die hohen Gewinne der Energiewirtschaft in den zurückliegenden Jahren. "Wir reden hier nicht von einer Not leidenden Branche", sagte er auf der Bühne am Spielbudenplatz. Die Wertschöpfung und die Gewinne der Stromkonzerne seien seit der Liberalisierung des Strommarktes Ende der 1990er-Jahre weitaus stärker gestiegen als die Personalkosten.

Scholz drohte mit Streik, wenn sich der Konzern bei den heutigen Gesprächen nicht bewege. "Möglicherweise müssen wir in die Urabstimmung eintreten, wenn die Konzernleitung ihre knallharte Haltung beibehält." Verhandelbare Angebote der Arbeitgeberseite lägen bislang nicht vor. Bei der Urabstimmung müssen sich die Mitglieder der Gewerkschaft nach bestimmten Regularien für den Streik aussprechen. Das Unternehmen teilte gestern mit, man werde auf die Gewerkschaften zugehen und sei trotz der Warnstreiks optimistisch. Neben der IG Metall sind bei Vattenfall Europe die Gewerkschaften Ver.di für den Standort Berlin und IG BCE für Ostdeutschland zuständig.

Die Mitarbeiter von Vattenfall Europe in Hamburg und aus der Region - etwa aus den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel - gehörten früher zu den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW). Anfang der 2000er-Jahre hatte der staatliche schwedische Energiekonzern Vattenfall die HEW mit der Berliner Bewag und zwei ostdeutschen Energieunternehmen zu Vattenfall Europe fusioniert. Seither wird das Energieunternehmen, das den Nordosten Deutschlands dominiert, intern immer wieder umgebaut und neu strukturiert.

Rainer Kruppa, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats, kritisierte vor allem die drohende Auslagerung von Geschäftsbereichen wie dem Kundenservice bei Vattenfall Europe in Hamburg. Die Mitarbeiter würden dann aus dem Konzerntarifvertrag herausfallen und schlechter bezahlt werden. "Das ist hausgemachter Irrsinn, den wir nicht mitmachen werden", sagte Kruppa.