Wer hätte das gedacht: Die eindrucksvollen Gewinne der Stromkonzerne sind nicht nur deren Kunden suspekt, sondern auch den eigenen Mitarbeitern. Die Hamburger Beschäftigten des Versorgungsunternehmens Vattenfall Europe, zu dem auch die früheren Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) gehören, demonstrierten gestern für deutliche Einkommenserhöhungen. Die Vertreter der Arbeitnehmer verwiesen auf die ansehnlichen Profite des Unternehmens und der gesamten Branche.

Die Beschäftigten in der Stromwirtschaft haben lange Zeit sehr gut verdient. Bis heute dürften die meisten von ihnen finanziell besserstehen als vergleichbare Arbeitnehmer in vielen anderen Industrie- und Dienstleistungszweigen. Doch die Finanzfahnder in den Versorgungsunternehmen haben längst auch die eigenen Mitarbeiter im Visier, wenn es darum geht, Kosten zu senken und die Kapitalrendite zu erhöhen. In der Energiewirtschaft schlägt der Rationalisierungsdruck genauso durch wie in anderen Branchen.

Das ist insgesamt keine gute Entwicklung. Die Arbeitnehmer quer durch die gesamte Wirtschaft haben die Krisen und den internationalen Konkurrenzdruck der vergangenen Jahre unmittelbar gespürt - bei den stagnierenden Beträgen auf der Gehaltsabrechnung wie auch bei den gestiegenen Anforderungen am Arbeitsplatz. Jetzt, nach der Krise, ist es an der Zeit, die Beschäftigten durch finanzielle Anerkennung mitzunehmen und damit auch in einen neuen Schulterschluss zwischen Unternehmen und Mitarbeitern zu investieren. Auch bei einem Stromunternehmen wie Vattenfall Europe in Hamburg.