Seit Jahresbeginn ist Strom um mehr als sieben Prozent teurer geworden - und etliche Preiserhöhungen stehen noch aus

Hamburg. Seit Anfang 2011 bekommen die Verbraucher eine neue Welle von Preiserhöhungen zu spüren. "Zu Jahresbeginn haben 609 Energieversorger ihre Preiserhöhungen bereits umgesetzt", sagt Jürgen Scheurer vom Vergleichsportal Verivox dem Abendblatt. Rund 80 Preiserhöhungen stehen im ersten Quartal noch aus. Durchschnittlich wurden die Tarife um 7,2 Prozent angehoben.

Auch Vattenfall hatte zum 1. Januar den Grundversorgungstarif um 10,4 Prozent angehoben und den Tarif Easy Privatstrom um 8,7 Prozent. Ihre neue Preisrunde begründeten die Versorger mit der staatlich vorgeschriebenen Abgabe zur Förderung erneuerbarer Energien auf den Strompreis. Diese Kosten sind um 58 Prozent auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde Strom gestiegen.

Verbraucherschützer und Politiker halten die Steigerungen aber nicht für gerechtfertigt, da die Großhandelspreise in den vergangenen zwei Jahren um etwa 40 Prozent gesunken sind. "Die stark gesunkenen Einkaufspreise an der Börse müssen endlich von den Stromversorgern an die Haushalte weitergegeben werden", forderte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn. Doch ohne die Bereitschaft, den Anbieter zu wechseln, werden die Verbraucher ihre Stromrechnung nicht reduzieren können.

Offensichtlich kommt jetzt Bewegung in den Markt. Rund ein Viertel der Bundesbürger will sich in diesem Jahr einen neuen Versorger suchen, wie eine Umfrage der Unternehmensberatung Putz & Partner ergab.

Für eine Hamburger Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden sind Einsparungen von rund 90 Euro möglich, verglichen mit dem Grundtarif von Vattenfall. "Vor allem Verbraucher, die sich noch in der Grundversorgung des örtlichen Anbieters befinden, können durch einen Anbieterwechsel viel Geld sparen, da diese Tarife am teuersten sind", sagt Scheurer. Ein günstiges Angebot machen zum Beispiel die Stadtwerke Bremerhaven (s. Tabelle), die ihren Preis sogar bis Ende September 2011 garantieren.

"Wir raten dringend zum Anbietervergleich, denn der Wechsel des Stromversorgers ist kinderleicht", sagt Günter Hörmann, Chef der Verbraucherzentrale Hamburg. Üblicherweise betrage die Kündigungsfrist für die Verträge nur einen Monat. "Nach der Anmeldung beim neuen Anbieter erledigt dieser für die Neukunden alle Formalitäten", sagt Hörmann

Noch immer fürchten viele Verbraucher bei einem Wechsel die Unterbrechung der Stromversorgung. "Hier werden negative Erfahrungen beim Wechsel des Telefonanbieters auf eine Branche übertragen, auf die das nicht zutrifft", sagt Volker Rothenpieler, Sprecher des Vorstandes der Beratungsfirma Putz & Partner.

Die Furcht vor unseriösen Anbietern hindert laut Umfrage 27 Prozent der Befragten an einem Wechsel. Verbraucherschützer warnen auch vor Vorkasse und Kaution, obwohl diese Anbieter hohe Sparpotenziale bieten und nicht zwangsläufig unseriös sein müssen. In den beiden Tabellen wurden sie nicht berücksichtigt, denn im Insolvenzfall sind die Vorauszahlungen verloren.