Fachkräftemangel lähmt Aufschwung. Hamburger Firmen suchen Nachwuchs an den Universitäten

Hamburg. Deutsche Unternehmen wollen im nächsten Jahr mehr Geld in neue Produkte und Dienstleistungen investieren. Gleichzeitig fehlen rund 30 000 Spezialisten in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Das geht aus dem Innovationsreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hervor.

Demnach wollen 59 Prozent aller Betriebe mit Forschung ihre Ausgaben 2011 noch steigern. DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann betonte: "Diese rekordverdächtige Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als die Unternehmen bereits in der zurückliegenden Krise ihre Innovationsbudgets im Schnitt zumindest konstant gehalten hatten." Allerdings werden in vielen Forschungsabteilungen die Fachkräfte knapp. "Vor allem der zunehmende Mangel an geeigneten Spezialisten und Forschern wird zu einem gravierenden Innovationshemmnis", so Driftmann. Wegen fehlender Forscher würden rund vier Milliarden Euro weniger für die Entwicklung neuer Produkte ausgegeben, mahnte der DIHK-Präsident.

Auch in Hamburg gibt es nach Angaben des Industrieverbands einen latenten Fachkräftemangel. "Es fehlt an Ingenieuren und auch qualifizierten Facharbeitern in der Produktion", sagte der Sprecher des Industrieverbands, Marc März, dem Abendblatt. Betroffen seien vor allem kleinere, mittelständische Unternehmen. Größere Firmen haben das Problem des Fachkräftemangels nach eigenen Angaben bereits als "wichtiges Thema" erkannt und suchen deshalb bereits frühzeitig aktiv ihren Nachwuchs an den Universitäten - wie beispielsweise der Nivea-Produzent Beiersdorf, der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich oder Lufthansa Technik. "Mangel spüren wir noch nicht", so Jungheinrich-Sprecher Markus Piazza: "Wir sind ein Arbeitgeber mit gutem Ruf, halten engen Kontakt zu den Universitäten und können unsere Stellen noch gut besetzen." Klar sei aber, sagt Beiersdorf-Sprecher Rolf Lange: "Der Wettbewerb um die Talente hat zugenommen." Der Konzern suche deshalb schon an den Unis nach Chemikern, Biologen oder Anwendungstechnikern.