Besonders Verbindung nach China ist gefragt. Der Hamburger Flughafen will die Passagierzahl im nächsten Jahr um gut vier Prozent steigern.

Hamburg. Kurz vor dem Ende eines ereignisreichen Jahres wird es am Flughafen Hamburg noch einmal sehr spannend: Wird die Marke von 13 Millionen Passagieren erstmals in der knapp 100-jährigen Geschichte wie geplant knapp übertroffen? "Wenn es noch an mehreren weiteren Tagen so kräftig schneit, könnte es sein, dass wir nur auf 12,9 Millionen kommen", sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler vor dem Luftfahrt-Presse-Club in Hamburg.

Auch dies würde einen neuen Rekord bedeuten, trotz der mehrtägigen Zwangspause im April wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull und des langen Winters 2009/2010. Doch spätestens im nächsten Jahr dürfte die 13-Millionen-Linie geknackt werden. "Wir rechnen mit einem Wachstum der Passagierzahl um etwas mehr als vier Prozent", so Eggenschwiler. Dazu soll unter anderem die zweite tägliche Verbindung nach Dubai, die die arabische Fluggesellschaft Emirates für den September ankündigte, beitragen. Im Laufe des Jahres 2010 haben sich beide Hamburger Langstreckenflüge gut entwickelt: Auf der Dubai-Strecke waren zwischen Januar und November 19 Prozent mehr Fluggäste unterwegs als im Vorjahreszeitraum, die von Continental täglich angebotene Verbindung nach New York/Newark verzeichnete ein Plus von sieben Prozent - "und das auf einem Flug, der ohnehin schon gut gebucht ist".

Neue Interkontinentalrouten konnte Eggenschwiler noch nicht ankündigen, auch nicht den Direktflug in die Partnerstadt Shanghai, um den man sich seit Jahren bemüht. Dabei ist in der Hamburger Wirtschaft der Wunsch nach weiteren Langstreckenflügen sehr ausgeprägt. "Angesichts der zunehmenden Geschäftsbeziehungen norddeutscher Unternehmen mit China sollte es eine direkte Flugverbindung von Hamburg nach Shanghai oder Peking geben", sagte der Präsident des Groß- und Außenhandelsverbandes AGA, Hans Fabian Kruse, dem Abendblatt.

Geschäftsleute, die oft auch kurzfristig nach China müssten, flögen häufig erst nach München, um von dort aus - über die Nordroute - nach China zu gelangen. "Eine Direktverbindung würde vier bis sechs Stunden Zeit sparen und wäre umweltfreundlicher", so Kruse. "Asienverbindungen für Hamburg sind sicher sinnvoll", sagt Marc März, der Sprecher des Industrieverbandes. "Ohnehin sollte der Flughafen noch stärker an internationale Ziele angebunden werden." Auch die Handelskammer verweist darauf, dass durch das Umsteigen viel Zeit verloren gehe. "Deshalb wäre neben einer direkten Flugroute nach Shanghai auch eine weitere Verbindung mit dem nordamerikanischen Markt wünschenswert", sagt der Sprecher der Handelskammer, Jörn Arfs. Neben New York kämen dafür Ziele im Westen der USA wie Dallas oder auch Los Angeles infrage. Immerhin sei Hamburg aber gut an internationale Drehkreuze wie Frankfurt, München, Wien oder London angebunden, räumte Kruse ein. Tatsächlich erreichen Fluggäste von Hamburg aus nach Angaben von Eggenschwiler 800 Ziele weltweit mit nur einmal umsteigen. Weitere Direktverbindungen aus Hamburg seien zwar wünschenswert, aber für die Fluggesellschaften wohl nicht rentabel, vermutet Kruse.

Dagegen sieht der Flughafenchef grundsätzlich weiteres Potenzial auf den Langstrecken: "New York würde einen zweiten täglichen Flug vertragen können." Auch der Wirtschaftsaufschwung in Asien könne das Wachstum der Passagierzahlen in Hamburg beschleunigen. "Wichtig ist aber, dass wir genügend Kapazität anbieten können, damit die Fluggäste nicht abwandern."

Allerdings müsse es für neue Direktverbindungen auch das geeignete Fluggerät geben: "Wir hatten gehofft, die Boeing 787 Dreamliner wäre früher verfügbar." Der vergleichsweise kleine Langstreckenjet, der dank einer neuartigen Karbonfaserbauweise besonders sparsam sein soll, hat nach mehr als drei Jahren Verzögerung noch immer nicht den Liniendienst aufgenommen.

Unter den europäischen Flugzielen hat der Verkehr zwischen Hamburg und den Londoner Flughäfen bis November um fast 28 Prozent auf gut 643 800 Passagiere zugenommen, nachdem Easyjet sowie British Airways und die Lufthansa-Tochter British Midland ihre Kapazität ausweiteten.

Zwar ist München mit gut 1,5 Millionen Fluggästen unverändert das gefragteste Ziel von Hamburg aus. Aber die Strecke nach Frankfurt verzeichnete ein auffälliges Plus von 25 Prozent auf knapp 1,4 Millionen Passagiere. Seit etwa einem Jahr ist mit Air Berlin erstmals auch ein Wettbewerber der Lufthansa auf dieser Route unterwegs, der Kranichkonzern hielt mit einer Frequenzerhöhung dagegen. "Durch die neue Konkurrenz ist die Flugzeugverbindung nach Frankfurt preislich so wettbewerbsfähig geworden, dass wir Verkehr von der Bahn zurückgewonnen haben", sagte Eggenschwiler.

Insgesamt zahle jeder sechste Passagier für das Hin- und Rückflugticket inklusive Steuern und Gebühren nicht mehr als 100 Euro: "Fliegen ist erschwinglich geworden und gehört immer mehr zum Alltag."