Deutschland schneidet gut ab. Hamburger Oberstaatsanwältin setzt auf Prävention

Berlin/Hamburg. Die Korruption nimmt einer Umfrage von Transparency International zufolge weltweit weiter zu. 2010 seien in mehr als 20 Ländern bedeutend mehr Schmiergelder geflossen als vier Jahre zuvor, heißt es im "Globalen Korruptionsbarometer 2010", das gestern anlässlich des Welt-Anti-Korruptionstages in Berlin vorgestellt wurde. Schwerpunkte seien unter anderem Afghanistan, Kambodscha, Kamerun, der Irak, Nigeria und die palästinensischen Gebiete. Dort habe mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten Schmiergeld gezahlt zu haben.

Afghanistan, Irak, Kambodscha zählen zu den schwierigsten Ländern

Schwerpunkte in Europa sind der Umfrage zufolge Litauen mit Bestechungszahlungen von 34 Prozent der Befragten, Rumänien (28 Prozent), Ungarn (24 Prozent), Griechenland (18 Prozent) und Luxemburg (16 Prozent). Das geringste Ausmaß von Schmiergeldzahlungen in Europa wurde in Dänemark (null Prozent), Norwegen und Großbritannien (jeweils ein Prozent) sowie in der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland und Finnland (jeweils zwei Prozent) verzeichnet.

Für Deutschland sieht Transparency International trotz wachsender Aufklärungszahlen keinen Trend zu zunehmender Korruption. "Das öffentliche und private Bewusstsein über das Problem der Korruption nimmt zu. Das führt letztlich auch zu mehr Ermittlungen und Aufklärung von Fällen", sagte Jochen Bäumel, Vorstandsmitglied von Transparency International Deutschland, dem Abendblatt.

Ähnliche Schlussfolgerungen wurden gestern bei einem Kongress in der Hamburger Handelskammer vorgetragen. "Hamburg hebt sich statistisch bei der Korruption in der Wirtschaft nicht von anderen deutschen Städten ab", sagte Ulrich Brehmer, Leiter des Handelskammer-Stabsbereichs Sicherheit in der Wirtschaft, dem Abendblatt. "Steigende Fallzahlen zeigen, dass mehr Vergehen aufgedeckt werden. Das wirkt abschreckend auf mögliche Täter."

Die Staatsanwaltschaft in Hamburg baut auf Kooperation von Unternehmen

Oberstaatsanwältin Cornelia Gädigk, Leiterin der Abteilung Korruptionsbekämpfung bei der Staatsanwaltschaft Hamburg, warb für Prävention in den Unternehmen wie auch für Selbstanzeigen. "Wir brauchen Kooperationsbereitschaft", sagte sie. Ein begründeter Anfangsverdacht könne sehr wertvoll sein: "Wir können dann Informationen aus verschiedenen Quellen bekommen. Unterschätzen Sie nicht enttäuschte Sekretärinnen, entlassene Mitarbeiter oder verlassene Ehefrauen."

Juristisch fundierte Beratung bietet auch der Verein Pro Honore der Hamburger Wirtschaft an.