Furcht vor sinkenden Löhnen. Cosco-Chef spricht sich für noch tiefere Elbe aus

Hamburg. Die Gewerkschaft Ver.di wehrt sich gegen einen Einstieg der chinesischen Reederei Cosco im Hamburger Hafen. "Hafenpolitik muss weiter im Hamburger Rathaus gemacht werden. Über Löhne und die Beschäftigungsentwicklung kann nicht in den Chefetagen ausländischer Konzern entschieden werden", sagte der Hamburger Landesbezirksleiter der Gewerkschaft, Wolfgang Rose, dem Abendblatt. Rose fürchtet, dass bei einer Beteiligung von internationalen Firmen der politisch abgestimmte Ausbau im Hafen nicht eingehalten werden und auch Arbeitsplätze in Gefahr geraten könnten. "Bei einem neuen Terminal auf Steinwerder sollte Hamburgs Strategie darauf ausgerichtet sein, mit den Umschlagunternehmen Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und Eurogate als Betreiber zu verhandeln."

Beim Wirtschaftskongress Hamburg Summit erneuerte am Freitag der Chef der chinesischen Containerreederei Cosco, Wei Jiafu, jedoch sein Angebot, 20 Prozent eines Terminals im Hafen zu übernehmen. "Wir werden damit auch die Hamburger Wirtschaft unterstützen", versprach der Topmanager. Mit der Beteiligung wollen sich die Chinesen den Zugriff auf Liegeplätze sichern, zumal der Containerumschlag aus dem Land der Mitte derzeit wieder zweistellig wächst.

Beteiligung wäre für ein Reedereikonsortium möglich

Auch Wirtschaftssenator Ian Karan ist klar: "Die Chinesen wollen wieder mehr Ladung über Hamburg abwickeln." Die Beteiligung an einem Terminal spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn diese Anlagen lasten Reedereien in Krisen stärker aus als Terminals, auf die sie keinen Zugriff haben. "Bürgermeister Ahlhaus und ich können uns eine internationale Minderheitsbeteiligung prinzipiell vorstellen. Wir würden sie aber in diesem Fall nicht allein Cosco, sondern allen asiatischen Reedereien anbieten, die mit Cosco eine Allianz bilden", sagte Karan dem Abendblatt. Entschieden sei jedoch noch nichts. "Schließlich muss das neue Terminal über eine internationale Ausschreibung vergeben und das Projekt Steinwerder noch in der Bürgerschaft beschlossen werden." Immerhin: Die Vorbereitung für das Terminal ist bei der Hamburg Port Authority (HPA) "weitgehend abgeschlossen", sagte HPA-Chef Jens Meier. "Wir warten auf grünes Licht aus der Politik. 2018 könnten dort die ersten Schiffe abgefertigt werden." Neue Gespräche über die Zukunft des Hafens will Wirtschaftssenator Karan noch in diesem Jahr aufnehmen.

Für das Engagement von Cosco in Hamburg geht Wei aber nicht von seiner zweiten Bedingung ab - einer raschen Elbvertiefung. Geht es nach dem Chinesen, müsste der Fluss sogar auf mehr als die geplanten 14,50 Meter Tiefgang ausgebaggert werden. "Mein Vorschlag ist, den Fluss so weit auszubauen, dass auch die allergrößten Containerfrachter ohne Probleme ein- und auslaufen können", sagte Wei.

"Der Druck der Chinesen zeigt, dass bei der Vertiefung endlich etwas geschehen muss", sagte Hamburgs Ver.di-Chef Rose. So sei es nun höchste Zeit, dass sich die drei von der CDU geführten Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg und der Bund auf eine Lösung einigten. Eine verbesserte Hafenzufahrt liege schließlich auch im Interesse des gesamten Landes.

Neben dem Engagement im Hafen will Wei künftig seine Verbindungen zur Industrial Commercial Bank of China (ICBC) nutzen. Möglicherweise könnte die ICBC, eine der größten Geschäftsbanken der Welt, dadurch eine Niederlassung in Hamburg aufbauen. Sie solle "Schifffahrtsfirmen finanzieren", sagte Karan. Auch bei chinesischen Industriefirmen will Wei Hamburg als Standort für europäische Niederlassungen ins Spiel bringen. "China wird zum strategischen Partner. Das müssen wir akzeptieren", zog am Freitag Kongresschef Nikolaus W. Schües, eine Bilanz der Veranstaltung der Handelskammer. Die Kammer, deren Ex-Präses Schües war, hatte sich schon am Donnerstag für den Einstieg der Chinesen im Hafen eingesetzt.

Hamburg hat bei Wei aber noch einen weiteren Trumpf. Der Manager schwärmt noch immer für den Hafen, in dem er als junger Seemann zuerst in Europa ankam. "Den herzlichen Empfang", sagte er, "vergesse ich nie."