Umschlag soll bis 2025 auf 300 Millionen Tonnen steigen. Vorschlag zur Zusammenarbeit mit Wilhelmshaven überrascht Wirtschaftssenator Karan

Hamburg. Der Vorschlag von Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode für eine Beteiligung Hamburgs am Ausbau des Tiefwasserhafens Wilhelmshaven wurde gestern an der Elbe verhalten aufgenommen. "Das Angebot von Wirtschaftsminister Jörg Bode kommt überraschend für uns. Wir werden intern mit dem Bürgermeister, dem Senat und den Firmen im Hafen sprechen, wie damit umzugehen ist", sagte Wirtschaftssenator Ian Karan gestern dem Abendblatt. Bode hatte darauf verwiesen, dass die weltgrößten Containerfrachter auch nach der geplanten Elbvertiefung den Hafen nicht voll beladen anlaufen können. Daher sprach sich der Minister für eine "gute Aufgabenteilung" zwischen den Häfen aus.

Vor allem der Handel mit Asien führt zu hohen Wachstumsraten

Hamburg setzt jedoch auf eigenes Wachstum, wie aus einer gestern von der Hamburg Port Authority (HPA) vorgelegten Studie des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) hervorgeht. So hält HPA-Chef Jens Meier bis 2025 ein Volumen von 300 Millionen Tonnen für möglich. Der Containerumschlag könnte (wie berichtet) auf 25,3 Millionen TEU steigen. Zum Vergleich: Die Rekordwerte von 2008 liegen bei 140 Millionen Tonnen und zehn Millionen TEU.

Als Hintergrund für das starke Wachstum gilt vor allem der Handel mit Asien, der künftige Zuwächse sichern soll. Ein noch höheres Plus als aus Asien wird zudem für Mittel- und Osteuropa erwartet. "Allein die Hinterlandverkehre, also der Weitertransport der Boxen über Bahn, Lkw und Binnenschiff in die Region, werden 2025 dreimal so hoch sein wie 2009", sagte Meier.

Eine Beteiligung Hamburgs in Wilhelmshaven sieht auch Niels Harnack, Geschäftsführer der Großreederei China Shipping kritisch. "Ein Drittel aller Waren aus Übersee ist für Hamburg bestimmt. Das Umladen in dem neuen Hafen würde den Transport teurer machen", sagte er. Dabei sei es unwahrscheinlich, dass Handel und Industrie den Weitertransport nach Hamburg zusätzlich bezahlen würden.

Neben der sich weltweit erholenden Konjunktur, die etwa im Chinaverkehr zu einem Plus von 18 und für Russland um 25,5 Prozent führten, haben in den ersten neun Monaten des Jahres zusätzliche Liniendienste sowie größere Schiffe zum Wachstum in Hamburg beigetragen. Zwischen Januar und September lag das Plus im Containerumschlag bei 10,7 Prozent. So wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 5,9 Millionen Standardcontainer (TEU) verladen. Der Gesamtumschlag stieg um acht Prozent auf 89,4 Millionen Tonnen. Im dritten Quartal lagen die Zuwächse im Containerumschlag im Juli, August und September mit 20 bis 25,1 Prozent sogar über dem Zuwachs in Rotterdam und Antwerpen, die die Krise rascher verdaut haben als Hamburg.

Hafen gewinnt wieder Zubringerverkehre für die Ostssee

Hamburg profitiert dabei auch davon, dass die Linienreeder infolge der steigenden Charterraten und Treibstoffpreise wieder den kürzesten Weg in die Ostsee anstreben. Die Feederreederei Team Lines, einer der beiden größten in Hamburg, hat den Schwerpunkt ihrer Verkehre seit September von Rotterdam nach Hamburg verlegt. "Es laufen wieder mehr unserer Linien mit größeren Frachtern von Hamburg aus in die Ostsee", sagte Geschäftsführer Sören Pedersen. Auch beim Massengut gab es bis Ende September einen Zuwachs um 6,9 Prozent auf 29,2 Millionen Tonnen sowie beim konventionellen Stückgut ein Plus um 4,8 Prozent auf 1,9 Millionen Tonnen.

"Der Hafen holt auf", ist das Fazit von Meier, und der Trend werde sich im vierten Quartal fortsetzen. So kamen im Oktober mit 928 gut 100 Schiffe mehr in den Hafen als 2009. "Da die Frachter immer größer werden, ist dies ein Zeichen dafür, dass das Wachstum auch im schwächeren vierten Quartal stärker als erwartet ausfallen kann", so der HPA-Chef. Claudia Roller, Vorstand beim Hafen Hamburg Marketing, erwartet für 2010 ein Plus um acht bis neun Prozent auf 120 Millionen Tonnen. Die Zahl der abgefertigten Container soll von sieben auf knapp acht Millionen TEU steigen.