Elektrokonzern Siemens zieht als erstes Unternehmen in Hamburg die Tariferhöhung vor. 1200 Mitarbeiter profitieren von der Regelung.

München/Hamburg. Nach Bosch, Audi, Ford und Porsche zieht nun auch der Elektrokonzern Siemens die für 2011 vereinbarte Tariferhöhung von 2,7 Prozent vor. Die 400 000 Mitarbeiter erhalten ihren Zuschlag bereits im Februar statt im April. In Hamburg können sich 1200 Beschäftigte über den vorzeitigen Lohnanstieg freuen. Damit ist Siemens in der Hansestadt das erste Unternehmen, das die mit der IG Metall vereinbarte Lohnerhöhung vorzeitig ausbezahlt. Der Konzern will seine Beschäftigten nach der Krise zudem mit einer millionenschweren Sonderzahlung belohnen. Jeder erhält dann einen Bonus von 1000 Euro brutto.

"Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebührt mein tiefster Respekt und Dank für diese Leistung in der schwierigen Zeit", sagte Konzernchef Peter Löscher gestern, einen Tag vor Bekanntgabe der Konzernjahreszahlen. Insgesamt stünden weltweit rund 310 Millionen Euro als Prämie für die Belegschaft bereit. Zuvor hatten aber bundesweit bis zu 19 000 Siemens-Beschäftigte kurzgearbeitet und damit Lohneinbußen hinnehmen müssen. "In Hamburg waren bis zu 60 Mitarbeiter von der Kurzarbeit betroffen", sagte Thomas Ahme, Betriebsrat für die Siemens-Niederlassung in Hamburg, dem Abendblatt. Noch am Dienstag hatten die Beschäftigten in Hamburg das Vorziehen der Tariferhöhung bei einer Betriebsversammlung gefordert. Hintergrund: Siemens erwartet für das Geschäftsjahr 2009/10 (zum 30. September) eines der besten Ergebnisse der vergangenen Jahre.

Die IG Metall sieht die Entscheidung von Siemens positiv. "Die Beschäftigten haben aktiv geholfen, die Krise zu überwinden und den wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens möglich gemacht", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Gleichzeitig erhöht Huber auch den Druck.

Den "Konjunkturbonus" sollten nun auch andere Firmen in der Branche zahlen und die vereinbarte Einkommenserhöhung vorziehen. "Wir gehen davon aus, dass Siemens in Hamburg nicht das einzige Unternehmen bleiben wird, das die Tariferhöhung eher auszahlt", sagt auch der Hamburger IG-Metall-Chef Eckard Scholz. Firmen, denen es besser gehe, sollten dem Beispiel folgen. Das sieht Norbert Dehmel, Betriebsratschef des Daimler-Werks in Harburg, ähnlich.

Die Betriebsräte des Konzerns hatten bereits Ende Oktober das Vorziehen der Tariferhöhung für die 150 000 Mitarbeiter in Deutschland gefordert. Bisher hat der Konzern darüber noch nicht entschieden. "Damit wird eine Chance für ein positives Signal verschenkt", sagte Dehmel dem Abendblatt. Immerhin hätten sich die Beschäftigten im vergangenen Jahr bereit erklärt, das Lohnplus von 2,1 Prozent um einen Monat auf Juni zu verschieben.

Bei Jungheinrich und bei Körber wird über vorzeitiges Lohnplus gesprochen

Verhandelt wird in Hamburg auch beim Gabelstaplerbauer Jungheinrich und beim Maschinenbaukonzern Körber. "Der Betriebsrat hat diesen Wunsch an die Geschäftsführung herangetragen", sagte Firmen-Sprecher Markus Piazza dem Abendblatt. Entschieden ist bisher nichts. Auch im größten Werk des Unternehmens in Norderstedt hatten 2009 rund 1000 der 1200 Beschäftigten kurzarbeiten müssen. Beim Konkurrenten Still gibt es derzeit jedoch keine Gespräche.

Ebenfalls noch keine Entscheidung ist bei der größten Tochter des Körber-Konzerns, dem Zigarettenmaschinenhersteller Hauni, gefallen. "Betriebsrat und Vorstand sind in konstruktiven Gesprächen", sagt Körber-Sprecherin Bettina Lichtenberg. Klar ist die Lage bei Airbus: Aufgrund der guten Auslastung hatte der Flugzeugbauer 2009 nicht in Kurzarbeit gehen müssen. So werden die Löhne 2011 nicht vor April steigen.