Studie zur Zukunftsfähigkeit von Städten: Hansestadt belegt Platz sieben

Hamburg. Berlin ist der große Gewinner unter den deutschen Städten, Stuttgart der Verlierer. Auf diese Kurzformel könnte man die Ergebnisse einer Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und des Privatbankhauses Berenberg zu den Standortperspektiven bringen. "Berlin hat die Wende geschafft", sagte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar. Seit dem Jahr 2005 seien in Berlin 123 000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden, so viele wie in keiner anderen Stadt im Bundesgebiet.

Während sich die Hauptstadt, die in der vorhergehenden Untersuchung vor zwei Jahren noch auf dem 24. Platz lag, auf den nunmehr achten Rang verbesserte, rutschte Stuttgart vom dritten auf den 16. Platz ab. "Im Zuge der Krise hat die dort stark vertretene Exportwirtschaft, nicht zuletzt die Autoindustrie, einen schweren Rückschlag hinnehmen müssen", so Straubhaar. "Wir sind aber sicher, dass diese Delle bald überwunden werden kann."

Maßgeblich für die Einstufung sind unter anderem die bisherige und die hochgerechnete Entwicklung der Einwohnerzahl, der Bildungsstand und die Internationalität der Bewohner, das Pro-Kopf-Einkommen und die Bildungsinfrastruktur. Gemessen an diesen Kriterien liegen Frankfurt und München unverändert vorn.

Die Zahl der jungen Hamburger wächst bis 2020 deutlich

"Frankfurt glänzt als internationale, wissensbasierte Dienstleistungsmetropole", sagte Straubhaar, ein Fünftel der Arbeitskräfte habe einen Hochschulabschluss. Dafür ist München die Stadt mit der stärksten Bevölkerungsdynamik: In den zurückliegenden sechs Jahren hat die Einwohnerzahl um fast sieben Prozent zugenommen, was nach Ansicht der Autoren der Studie die ökonomische Attraktivität der bayerischen Metropole widerspiegelt.

Auch Hamburg steht im Hinblick auf demografische Faktoren weit überdurchschnittlich gut da. So dürfte die Zahl der jungen Einwohner (unter 20 Jahren) im Zeitraum bis 2020 um rund 13 000 Personen wachsen - nur in München und Dresden nimmt diese Bevölkerungsgruppe noch stärker zu. Doch Defizite bestehen weiter in der Bildung. So besitzen nur knapp 14 Prozent der Arbeitnehmer einen Hochschulabschluss. In Dresden sind es fast 23 Prozent und in Stuttgart mehr als 21 Prozent. Ähnlich sieht es beim Pro-Kopf-Einkommen aus: In Düsseldorf liegt es bei mehr als 88 000 Euro, in Hamburg sind es 10 000 Euro weniger.

Auch beim Anteil der Ausländer an den Beschäftigten liegt Hamburg nur im Mittelfeld. "In der Internationalität hat die Stadt aber eindeutig Fortschritte gemacht", so Straubhaar. Als Beispiel nannte er die Einrichtung eines "Welcome Centers" für Zuwanderer.

Auf den ersten Blick überraschend erscheint das gute Abschneiden kleinerer Städte wie Bonn und Wiesbaden, die beide besser platziert sind als Hamburg. Für Bonn spreche die "immense Wissensbasis", erklärte die HWWI-Expertin Silvia Stiller: "Dort haben 23,6 Prozent der Arbeitnehmer einen Hochschulabschluss, das ist der Spitzenwert in der Untersuchung." Wiesbaden hingegen profitiere von der Nähe zu Frankfurt und weise die drittbeste Erreichbarkeit unter den betrachteten Städten auf. "Es gibt viele Menschen, die in Frankfurt arbeiten, zum Wohnen aber die Vorteile der kleineren Stadt suchen", sagte Stiller.

Eines aber gilt ganz allgemein: Städte haben günstigere Perspektiven als das "platte Land". So wiesen bereits im Zeitraum von 2003 bis 2009 immerhin 21 der 30 untersuchten Städte einen Bevölkerungszuwachs auf, während es im bundesdeutschen Durchschnitt ein leichtes Minus gab.

In großen Städten entstehen überdurchschnittlich viele neue Jobs

"Verstädterung scheint ein Megatrend der Zukunft zu sein", sagte Straubhaar. "Arbeitnehmer haben mehr Chancen, an eine neue Stelle zu kommen, wenn sie in großen Städten leben, auf der anderen Seite haben es Unternehmen dort leichter, den benötigten Nachwuchs zu finden." Damit seien erfolgreiche Städte jedoch Wachstumsmotoren für ganze Regionen, sagte Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Berenberg Bank.

In den vergangenen zehn Jahren seien in Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern deutlich mehr neue Arbeitsplätze geschaffen worden als im Bundesdurchschnitt. "Schon heute wird allein in den 30 größten deutschen Städten ein Drittel aller Güter und Dienstleistungen produziert", sagte Peters. "Die Zukunftsfähigkeit dieser Städte ist somit wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes."