Das HWWI will Mittelständler dabei unterstützen, von dem schnell wachsenden Markt zu profitieren

Hamburg. Als Tor nach China ist Hamburg international bekannt. Doch es ist an der Zeit, sich zu erinnern, dass Asien nicht nur aus China besteht, meint Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI): "Fast jeder Mittelständler in Hamburg überlegt sich, wie man mit China Geschäfte machen kann, dagegen ist Indien eher ein Randthema." Dabei lägen dort sowohl für Anbieter von Konsum- als auch von Investitionsgütern "herausragende Chancen".

In diesem Jahr wachse die Wirtschaftsleistung Indiens voraussichtlich um knapp zehn Prozent, damit stehe der Subkontinent nur knapp hinter dem Wachstumstempo Chinas zurück. Allerdings ist das Pro-Kopf-Einkommen der Chinesen mehr als dreimal so hoch wie das der Inder. "Das zeigt das große Aufholpotenzial Indiens", so Straubhaar.

Und auch die längerfristige Perspektive spreche für ein Engagement in Indien: Um das Jahr 2025 wird Indien und nicht mehr China das bevölkerungsreichste Land der Erde sein, denn Indiens Bevölkerung - aktuell 1,2 Milliarden Menschen - nehme rasch zu, während Chinas Einwohnerzahl wegen der dortigen Ein-Kind-Politik auf lange Sicht stagniere.

Die EU fördert das Beratungsangebot für Hamburger Firmen

Mit einem neuen Projekt will das HWWI kleinere und mittelgroße Unternehmen aus Hamburg dabei unterstützen, Marktchancen in Indien zu erkennen und zu nutzen. Partner des HWWI ist die IGEP Foundation aus Neu-Delhi, eine Stiftung zur Förderung des Handels zwischen Indien und Deutschland. Neben Beratung sind unter anderem Unternehmerreisen in beide Richtungen vorgesehen.

Finanziert wird das auf drei Jahre angelegte Projekt mit 180 000 Euro vom Europäischen Sozialfonds und mit 120 000 Euro von der Hamburger Wirtschaftsbehörde. "Dieses Projekt ist für uns von hoher Bedeutung", sagte Wirtschaftssenator Ian Karan. Schon mehr als 500 Hamburger Firmen unterhielten Wirtschaftsbeziehungen mit Indien. Bis zum Jahr 2014 wolle Indien das Volumen des Handels mit Deutschland verdoppeln, erklärte Karan. Als Zielgruppe unter den Hamburger Mittelständlern werden unter anderem Firmen aus den Bereichen erneuerbare Energien, Wasserversorgung, Luftfahrt, Logistik und Transport sowie Hafen- und Flughafeninfrastruktur gesehen.

Im Vergleich zu China könne Indien im Hinblick auf Wirtschaftsbeziehungen zudem mit verschiedenen Vorteilen punkten, so Straubhaar. Er nannte die problemlose Kommunikation auf Englisch, die Sicherheit eines Rechtsstaats und das auf westlichen Normen aufbauende Rechtsverständnis.

Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte bei seinem Besuch in Neu-Delhi, Deutschland und Indien seien durch eine "gemeinsame Wertegemeinschaft" eng verbunden. Deutsche Unternehmen stünden bereit, Indien beim Ausbau der Infrastruktur und einer modernen Energieversorgung "mit innovativen und kreativen Lösungen" zu helfen. Westerwelle warb dafür, dass mehr als die derzeit etwa 4000 indischen Studenten nach Deutschland zum Studium kommen. Deutsche Firmen hätten auch großes Interesse an indischen Ingenieuren und anderen Fachkräften.