Es scheint das Schicksal der Inder zu sein, im Schatten des großen Nachbarn China zu stehen - und das gilt durchaus auch für unsere Einschätzung dieser beiden Schwergewichte in Asien. So dürfte nicht vielen Deutschen bewusst sein, dass Indien gemessen an der Bevölkerungszahl schon heute mit 1,2 Milliarden Menschen nicht mehr weit hinter China (1,3 Milliarden) rangiert und in absehbarer Zeit sogar am "Reich der Mitte" vorbeigezogen sein wird.

Aber auch im Hinblick auf die Wirtschaftsbeziehungen ist Indien lange im Schatten geblieben. Erst in jüngster Zeit erkennen offenbar mehr und mehr deutsche Unternehmen das große Potenzial des dortigen Marktes. Die Eröffnung neuer Werke der Autobauer Volkswagen und Daimler im vergangenen Jahr ist ein herausragendes Beispiel dafür.

Dass Hamburger Mittelständler nun Unterstützung dabei erhalten sollen, Chancen in Indien wahrzunehmen, ist ermutigend. Ebenso wie die Tatsache, dass Indien vor allem gerade das benötigt, wofür Hamburg über viele Jahre besondere Kompetenzen aufgebaut hat: Technologie aus dem Bereich der erneuerbaren Energien sowie auf dem Gebiet von Logistik, Transport und Luftfahrt. Und anders als in China ist die Gefahr der Produktpiraterie gering.

Allerdings wird Deutschland auch von manchen Indern übersehen: Die gut ausgebildeten, englischsprachigen Ingenieure, Computerexperten und Naturwissenschaftler, die in vielen deutschen Firmen dringend gebraucht würden, kommen leider nicht hierher - sie gehen lieber gleich in die USA.