China, das ist für viele Deutsche einfach immer noch weit weg. Ein rätselhaftes Land, dessen Probleme - etwa die mangelnde Achtung vor den Menschenrechten - wir zwar hier und da wahrnehmen, die uns aber nicht wirklich etwas angehen. So scheint es jedenfalls.

Doch die Realität sieht längst anders aus. Gerade in Hamburg ist das im vergangenen Jahr deutlich geworden: Dass die Containerbrücken im Hafen sehr viel häufiger stillstanden als zuvor, lag vor allem am Rückgang des Handels mit dem asiatischen Riesenreich. China ist inzwischen die zweitstärkste Volkswirtschaft der Welt. Damit haben seine Probleme sehr wohl Auswirkungen auch auf uns.

Dabei fehlt es nicht an Herausforderungen, schon allein in der Wirtschaftspolitik. Denn Chinas Regierung balanciert auf einem schmalen Grat. Überhitzt die Wirtschaft, birgt dies die Gefahr dramatischer Rückschläge, wie die drohende Immobilienpreisblase aktuell zeigt. Wächst aber die Wirtschaft nicht schnell genug, kann auch das schlimme Folgen haben: Es wäre dann nicht mehr möglich, den Millionen Menschen, die aus den armen, landwirtschaftlich geprägten Provinzen in die Industrieregionen an der Küste drängen, Arbeit zu geben. Soziale Unruhen wären die Folge. Um dies abzuwenden, müsse das Wirtschaftswachstum bei mindestens acht Prozent liegen, sagen Experten.

Vor diesem Hintergrund sind die Sorgen, China könne bei seinem Drahtseilakt abstürzen, nur zu verständlich. Doch die Geschichte spricht dafür, dass er gelingen kann. China hat Jahrtausende Erfahrung darin, Stabilität zu halten - auch wenn uns die Mittel nicht immer gefallen.