Bis zu 17 Prozent für den Überziehungskredit. Ministerin Aigner will einschreiten

Berlin/Hamburg. Deutschlands Banken und Sparkassen verlangen von ihren Kunden teils extrem hohe Zinsen für die Kontoüberziehung - und das trotz derzeit überaus günstiger Kosten für die eigene Geldbeschaffung. Für den Dispokredit werden im Schnitt 12,52 Prozent berechnet, ermittelte die Stiftung Warentest. Die höchsten Zinsen verlangen die Targobank und die Santander Consumer Bank mit knapp 17 Prozent. Auch bei kleinen Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken ist die Kontoüberziehung teuer. Die Haspa liegt mit 12,1 Prozent im Mittelfeld, während einzelne Direktbanken weniger als sieben Prozent berechnen.

"Zweistellige Dispozinsen sind sehr hoch, wenn sonst die Zinsen historisch niedrig sind", kritisiert Warentest. In der Eurozone zahlen Banken, wenn sie sich bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen, seit Monaten nur einen Zinssatz von 1,0 Prozent. Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Gerd Billen, forderte, die Höhe der Dispozinsen gesetzlich an die allgemeine Zinsentwicklung zu koppeln. Auch aus der Bundesregierung kam massive Kritik. Sie erwarte, dass sich die Finanzaufsicht um die Beseitigung derartiger Missstände kümmere, sagte Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) dem "Handelsblatt". Sie kündigte eine Studie zur Zinspolitik der Branche an.