Nach monatelangem Zittern stoßen die Mitarbeiter auf die Rettung des Mutterkonzerns Karstadt an

Hamburg. Die Stimmung im Hamburger Alsterhaus ist angespannt. Immer wieder schleicht sich am Freitagvormittag ein Verkäufer an den Computer, um im Internet die neuesten Geschehnisse zur Rettung der Karstadt-Warenhäuser zu verfolgen. Jede Neuigkeit verbreitet sich unter den Kollegen wie ein Lauffeuer.

Gegen Mittag dann die erlösende Nachricht: Die Warenhauskette, zu der auch das Traditionshaus am Jungfernstieg gehört, ist endgültig gerettet. Die letzten Monate waren für alle Mitarbeiter und ihre Angehörigen extrem nervenaufreibend. "Die Hängepartie wurde zum Alltag, dennoch durften wir uns die Angst vor den Kunden nicht anmerken lassen", sagt Christoph Hellbach. Der 24-Jährige macht derzeit eine Weiterbildung zum Handelsassistenten. Vor allem für ihn waren die letzten Monate schwierig, schließlich gehört er nicht zu den Festangestellten, musste daher besonders um seinen Arbeitsplatz bangen.

Die Kunden zeigten sich sehr mitfühlend, immer wieder kamen Nachfragen zu den aktuellen Geschehnissen. "Jeder, ganz gleich ob Mitarbeiter, Kunde oder Tourist, wollte, dass das Alsterhaus bleibt" , sagt Verkäuferin Magdalena Polkow. "Wir haben gespürt, wie alle mit uns mitgefiebert haben." Die Stammkunden initiierten sogar Unterschriftenaktionen, um ihre Zugehörigkeit zum Unternehmen zu demonstrieren. Eine Kundin erzählt, dass sie in Hanau die Auflösung einer Filiale miterleben musste. "Das war ein herber Schlag für die Stadt, undenkbar wenn das mit dem Alsterhaus passiert wäre."

Für Magdalena Polkow ist das Premiumwarenhaus zu einer zweiten Familie geworden. Die 25-Jährige hat dort 2001 ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolviert. Mittlerweile kann sie sich keinen anderen Arbeitgeber mehr vorstellen. Gerade deshalb hatte sie auch gar nicht erst nach einer neuen Arbeitsstelle gesucht. "Ich hätte das sinkende Schiff nicht verlassen, wenn nötig, wäre ich als Letzte gegangen", erzählt sie.

Das Alsterhaus in Hamburg ist ein Traditionsbetrieb, die Mitarbeiter konnten sich daher kaum vorstellen, dass es jemals geschlossen werden könnte. Im neuen Eigentümer Nicolas Berggruen haben viele Beschäftigte nun ihren Wunschkandidaten für die Übernahme gefunden. "Er ist nicht nur jung und dynamisch, er hat vor allem viel Geld", sagt Doris Paul, die seit Jahren in der Parfümabteilung des Kaufhauses arbeitet. "Ich denke, dass er mit seinem innovativen Konzept Karstadt in den kommenden Jahren wieder zum Erfolg führen kann."