Auch Siemens will den Zuschlag. Konzernchef Peter Löscher im Interview

Hamburg. Die Weichenstellungen für die vom Hamburger Senat geplante Stadtbahn werden immer konkreter. Mittlerweile haben nach Angaben der Hochbahn schon zehn Unternehmen in einem europaweiten Bewerberverfahren Interesse bekundet, das Projekt zu verwirklichen.

Auch der größte deutsche Industriekonzern Siemens wirft seinen Hut in den Ring. Auf die Frage, ob sich Siemens um den Auftrag bewerbe, antwortete Konzernchef Peter Löscher im Abendblatt-Interview: "Ja. Ich denke, dass wir eine exzellente Technik für die Stadtbahn anbieten können." In Lissabon und Budapest seien vergleichbare Bahnen von Siemens bereits unterwegs. Löscher hatte sich Anfang der Woche mit Hamburgs neuem Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) getroffen.

Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum sagte, in einem Sondierungsverfahren werde nun geprüft, welche Unternehmen für den Auftrag in die engere Wahl kommen: "Diese Firmen werden wir auffordern, ein Angebot abzugeben." Den Auftrag für den Bau und die Lieferung der 14 Fahrzeuge mit je drei Wagen will die Hochbahn voraussichtlich Ende 2011 vergeben: "Der Preis für ein Fahrzeug dürfte bei drei bis vier Millionen Euro liegen", sagte Kreienbaum. Der Baubeginn für die Hamburger Stadtbahn ist nach den bisherigen Planungen für das Frühjahr 2012 vorgesehen. Der erste, rund 7,7 Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen dem Bramfelder Dorfplatz und der Kellinghusenstraße soll 2014 in Betrieb genommen werden. Die Kosten für den ersten Streckenabschnitt sollen bei insgesamt rund 338 Millionen Euro liegen, inklusive der Fahrzeuge und eines neuen Betriebshofes.

"Es ist erfreulich, dass so viele Unternehmen Interesse daran haben, die Fahrzeuge für die Hamburger Stadtbahn zu bauen", sagte CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse dem Abendblatt. Das Ziel sei klar: "Der Anbieter mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis muss den Zuschlag bekommen."

Neben der Stadtbahn-Bewerbung hat Siemens-Chef Löscher Hamburg auch seine Unterstützung beim Projekt Umwelthauptstadt 2011 angeboten. "Die städtischen Gebäude können mit unserer Technik sehr viel energieeffizienter genutzt werden. Zudem können wir dazu beitragen, dass der Verkehr in Hamburg ökologisch verträglicher fließt", sagte der Siemens-Chef. Der Senat hat im Rahmen des Green-Capital-Projekts beschlossen, die Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Um das Umweltbewusstsein in den Städten zu schärfen, will Siemens Ende November mit renommierten Wissenschaftlern einen sogenannten Green-City-Index für zwölf große deutsche Städte veröffentlichen - darunter Hamburg. "Aus diesen Indizes lässt sich ablesen, wie ökologisch eine Stadt bereits agiert und wo sie noch Potenziale hat", sagte Löscher. In diesen Index werden unter anderem Parameter wie die Luftqualität und die Energieeffizienz öffentlicher Gebäude einfließen. Ähnliche Indizes gibt es bereits für 30 europäische Metropolen.

Siemens hat sich mittlerweile zum weltweit größten Anbieter grüner Technologie entwickelt und erwirtschaftet damit bereits fast jeden dritten Euro seines Jahresumsatzes in Höhe von mehr als 75 Milliarden Euro.