74 Versorger wollen im Herbst die Tarife erhöhen. Kunden sollten Fallstricke beachten. Hier sehen Sie, wo es Sparmöglichkeiten gibt.

Hamburg. Auf Millionen Haushalte in Deutschland kommen von Oktober an höhere Gaspreise zu. "Die Preiserhöhungen bewegen sich teilweise im zweistelligen Prozentbereich", sagt Jürgen Scheurer, Energieexperte des Vergleichsportals Verivox. Für den Herbstbeginn haben bereits 74 Gasversorger Tariferhöhungen angekündigt, berichtet das Verbraucherportal Toptarif. Die Entwicklung ist nicht ungewöhnlich. "Jedes Jahr im Oktober steigen die Preise, denn die Heizsaison steht vor der Tür", sagt Thorsten Kasper vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Doch inzwischen folgen nicht mehr alle Unternehmen diesem Trend. 40 Unternehmen wollen ihr Gas billiger anbieten. Das verbessert für Verbraucher die Chance, einen günstigeren Anbieter zu finden. Doch auch unabhängig von einer Preiserhöhung lohnt ein Vergleich auf Internetportalen wie Verivox, Toptarif oder Check24.

Verbraucher trauen den neuen Anbietern noch nicht

"Beim Wechsel des Strom- oder Gasanbieters sind die Verbraucher noch sehr zurückhaltend", sagt Jörg Huber von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Sie fürchten bei Problemen mit den neuen Anbietern den Ausfall der Gasversorgung, was aber völlig unbegründet ist." Denn die Versorgung ist jederzeit gewährleistet, notfalls durch Lieferungen des Grundversorgers. In Hamburg ist das E.on Hanse. Auf alle Fälle lohnt es schon jetzt, nach einem günstigen Anbieter Ausschau zu halten, denn bis sämtliche Formalitäten für den Wechsel abgeschlossen sind, können ein bis zwei Monate vergehen.

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Ankündigungen von Preiserhöhungen und Preissenkungen sind auf dem deutschen Gasmarkt noch ein ungewohntes Bild. "Die Entwicklung sollte den Verbraucher motivieren, vom Wettbewerb durch Anbieterwechsel Gebrauch zu machen", sagt Huber. In den vergangenen Jahren waren die Preisanpassungen in der Branche sehr einheitlich. "In diesem Jahr lassen sich große Unterschiede in den jeweiligen Preissetzungen ausmachen", sagt Thorsten Bogh von Toptarif.

Auf den Spotmärkten ist genügend günstiges Gas im Angebot

Durch die Konjunkturkrise und neue Fördermethoden gibt es derzeit eine regelrechte Gasschwemme. Das hat zu einem Preisverfall auf Spotmärkten geführt. Dort wird Gas inzwischen zu Preisen angeboten, die deutlich unter dem liegen, was große deutsche Importeure wie E.on Ruhrgas oder Wingas nach ihren langfristigen - an den Ölpreis gekoppelten - Lieferverträgen an Gasproduzenten wie Russland oder Norwegen zahlen müssen. Die etablierten Versorger sehen sich einer Vielzahl von Konkurrenten gegenüber, die sich am Spotmarkt billig mit Gas versorgen können und die Gelegenheit nutzen, den Platzhirschen mit günstigen Preisen Konkurrenz zu machen. So hat zwar Vattenfall den Gaspreis gesenkt, schafft es aber nicht, unter die zehn günstigsten Anbieter zu kommen.

Auch Kunden von E.on Hanse können durch einen Wechsel zu einem günstigern Anbieter sparen. Je nach Verbrauch und bisherigen Tarif sind jährliche Einsparungen zwischen 470 und 160 Euro im Jahr möglich (siehe Tabellen). Höhere Einsparungen für die Haushaltskasse von bis zu 600 Euro sind in Hamburg nur möglich, wenn man auch Anbieter wie Teldafax akzeptiert, die Vorauskasse und eine Kaution verlangen. "Von Versorgern mit Vorauskasse oder Kaution raten wir ab", sagt Huber. "Denn im Fall einer Insolvenz ist das Geld weg."

"Der ideale Gastarif hat eine kurze Laufzeit, ist jederzeit kündbar und bietet langfristige Preisstabilität", sagt Scheurer. Mit einer Preisgarantie sichert sich der Kunde gegen plötzliche Tariferhöhungen ab. Möglich ist das bei den Angeboten von Hamburg Energie und HSW, die eine Preisgarantie geben. Dem idealen Gastarif kommt Hamburg Energie nahe, denn trotz Preisgarantie muss sich der Kunde nicht länger als einen Monat an den Anbieter binden. Die Vertragslaufzeit und die Kündigungsfrist betragen jeweils einen Monat. Bei HSW müssen die Kunden dagegen 12 Monate an den Anbieter binden. Nach einer Studie von Verivox bieten 18 Prozent der Tarife eine Preisgarantie von bis zu zwölf Monaten.

Bonus für Neukunden verbilligt den Tarif nur im ersten Jahr

Bei einem Preisvergleich darf der Bonus, den einige Anbieter Neukunden zahlen, nicht überbewertet werden. "Denn er wird nur einmalig gezahlt und vergünstigt die Jahresrechnung nur im ersten Jahr", sagt Huber. Anbieter mit einem hohen Bonus können in Internet-Vergleichen so weit oben stehen, obwohl sie einen höheren Preis pro Kilowattstunde verlangen als andere Wettbewerber. In den Abendblatt-Vergleichen ist ein Bonus in den Jahreskosten nicht mit berücksichtigt.

Für einen Wechsel müssen an den neuen Anbieter per Post, Telefon oder Internet die persönlichen Daten wie Name und Anschrift übermittelt werden, daneben Angaben zum bisherigen Gasversorger. "Um die Formalitäten und die Kündigung des alten Anbieters kümmert sich der neue Anbieter", sagt Scheurer.

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Verivox hat die Tarife der 100 größten Gasversorger untersucht. 45 Prozent erhielten bei der Vertragsgestaltung die Note "sehr gut" oder "gut". "Die schlechter bewerteten Tarife unterscheiden sich vor allem durch längere Laufzeiten und fehlende Preisgarantien", sagt Scheurer. Besser schneiden die Gasversorger bei der Kundenfreundlichkeit ab: 67 Prozent erreichten die Note "sehr gut" oder "gut". Damit stehen die Chancen gut, dass der Anbieterwechsel nicht zum Reinfall wird.