Erste Tarifrunde zwischen Lokführern und Privatbahnen. Der Weg bis zur Einigung bleibt lang

Berlin. Bei den Privatbahnen deutet sich ein Tarifmarathon an. Alle drei Gewerkschaften - Transnet, GDBA und GDL - wollen erstmals einen Branchentarifvertrag für alle Bahnbeschäftigten aushandeln. Ein erstes Treffen zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und den fünf Betreibern Abellio, Arriva, Benex, Keolis und Veolia Verkehr brachte gestern jedoch nach gut fünfstündiger Verhandlung noch keinen Durchbruch.

"Die Verhandlungen waren sehr konstruktiv und fanden in guter Atmosphäre statt. Wir konnten Gemeinsamkeiten herausarbeiten, doch es liegt noch ein langer Weg vor uns", sagte der GDL-Vizevorsitzende Norbert Quitter dem Abendblatt. "Wir sind aber optimistisch, dass wir eine Lösung finden." Auch die Privatbahnen sehen durch das Treffen den "Grundstein für weitere Verhandlungen gelegt". Ihr nächstes Treffen findet am 15. September statt. Heute treten wiederum die größte Eisenbahnergewerkschaft Transnet sowie die GDBA mit den Privatbahnen zu Gesprächen zusammen. Ziel der Gewerkschaften ist es, dass die rund 10 000 Beschäftigten der privaten Bahngesellschaften künftig genauso gut bezahlt werden wie die rund 130 000 Mitarbeiter der Deutschen Bahn.

Einige Privatfirmen zahlen 30 Prozent weniger als die Deutsche Bahn

Hintergrund dafür ist die zunehmende Übernahme regionaler Bahnstrecken durch Privatfirmen. In den nächsten Jahren müssen viele Strecken, die heute von der Deutschen Bahn bedient werden, von den Bundesländern neu ausgeschrieben werden. Hierbei ist davon auszugehen, dass in mehreren Fällen auch Privatbahnen den Zuschlag erhalten. Der Anteil der Privaten am regionalen Schienenverkehr beträgt bereits heute 20 Prozent.

Bisher zahlen einige Privatunternehmen ihren Mitarbeitern bis zu 30 Prozent weniger Gehalt. Die Entlohnung unterscheidet sich je nach Region und Unternehmen. In allen fünf Betrieben gelten aktuell Haustarifverträge. So zahlt die ostdeutsche ODEG, an der auch die Hamburger Hochbahn-Tochter Benex beteiligt ist, auf Teilstrecken deutlich weniger als die Deutsche Bahn, berichten die Gewerkschaften. Andererseits entlohnt die Gesellschaft Metronom, an der die Hamburger ebenfalls Anteile halten, ihre Mitarbeiter sogar etwas besser als der Staatskonzern.

Die Forderungen der Gewerkschaften findet auch in der Bevölkerung starken Rückhalt, berichtet Transnet. 83 Prozent der Bundesbürger befürworten in einer Forsa-Umfrage einen Branchentarifvertrag im Schienenpersonen-Nahverkehr (SPNV). 85 Prozent halten zudem die bestehenden Lohnunterschiede für nicht gerechtfertigt.