Die Streiks der Lokomotivführer vor gut zwei Jahren sind allen Bahnfahrern noch leidlich in Erinnerung. Über Wochen legte die kleine, aber mächtige Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) den Personen- und Güterverkehr tageweise immer wieder lahm, um einen eigenen Tarifvertrag für ihr Klientel durchzusetzen. Der hartnäckige Protest hatte am Ende auf ganzer Linie Erfolg. Die Beschäftigten erhielten nicht nur ihre Eigenständigkeit, sondern zudem elf Prozent mehr Geld.

Auch in die aktuellen Tarifverhandlungen geht die Spartengewerkschaft wieder mit viel Engagement ans Werk, die Drohgebärde eines Streiks in der Hinterhand. Schließlich geht es um die Zukunft eines ganzen Berufsstandes. Allerdings kämpft die GDL diesmal nicht alleine. An ihrer Seite stehen die größte Eisenbahnergewerkschaft Transnet und die GDBA. Es geht um einen gemeinsamen Branchentarif für alle Eisenbahner.

Ihr Ziel ist vernünftig. Denn es ist nicht nachvollziehbar, warum manche Lokführer oder Zugbegleiter bei Privatbahnen bis zu 30 Prozent weniger Lohn beziehen als ihre Kollegen bei der Deutschen Bahn. Zudem verschafft dieser Einkommensunterschied den Privatfirmen gegenüber dem Staatskonzern einen Vorteil, der nicht nur den Wettbewerb verzerrt, sondern vor allem auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Durch Lohndumping bereichern sich Konzerne an ihren Mitarbeiter, die schon heute nicht zu den Bestbezahlten gehören. Wer guten Service wünscht, muss seine Mitarbeiter gut bezahlen. Das gilt für staatliche wie private Firmen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit muss deshalb selbstverständlich werden.